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„Die Voraussetzung jenes Prometheusmythus ist der überschwängliche Werth, den eine naive Menschheit dem Feuer beilegt als dem wahren Palladium jeder aufsteigenden Cultur: dass aber der Mensch frei über das Feuer waltet und es nicht nur durch ein Geschenk vom Himmel, als zündenden Blitzstrahl oder wärmenden Sonnenbrand empfängt, erschien jenen beschaulichen Ur-Menschen als ein Frevel, als ein Raub an der göttlichen Natur. Und so stellt gleich das erste philosophische Problem einen peinlichen unlösbaren Widerspruch zwischen Mensch und Gott hin und rückt ihn wie einen Felsblock an die Pforte jeder Cultur. Das Beste und Höchste, dessen die Menschheit theilhaftig werden kann, erringt sie durch einen Frevel und muss nun wieder seine Folgen dahinnehmen, nämlich die ganze Fluth von Leiden und von Kümmernissen mit denen die beleidigten Himmlischen das edel emporstrebende Menschengeschlecht heimsuchen - müssen.”

<cite> Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, 1872. </cite>

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Holzgasofen Inhaltsverzeichnis

    1. 1. Blechteile 13
    2. 2. Festbrennstoff Holz 48
    3. 3. Werkzeuge 56
    1. 1. Euro-Konservendosen 75
    2. 3. 60- und 70-mm-Rundlöcher für 100er-Dosen 78
    3. 4. Kapseldeckel, Höhe anpassen 79
    4. 5. Doppeltes Ständerkreuz, komplizierte Version 80
    5. 6. Doppeltes Ständerkreuz, einfache Version 81
    1. … todo FIXME
  1. 1. Regeln für Holzpellets UND Holzstifte 82
  2. 2. Regeln nur für Holzpellets, Kurzversion 85
  3. 3. Regeln nur für Holzpellets, Langversion 86
  4. 4. Regeln nur für Holzstifte, Kurzversion 89
  5. 5. Regeln nur für Holzstifte, Langversion 91
  6. 6. Regeln für Holzpellets UND Holzstifte, Fortsetzung 96

6. Pyrolyse und Holzgasverbrennung

  1. 1. Holzvergaser, Versuch einer Definition 98
  2. 2. Kommerzielle Pyrolysebrenner zum Kochen 98
  3. 3. Physik, „wood gas stove“, einfachste Bauart 99
  4. 4. Physik, Mini-Holzgasöfchen für drinnen 99
  5. 5. Holzvergaser, Historie, Varianten, Chemie 109
  6. 6. Zusammenfassung 110

7. Holzkohlenkocher (optionales Zubehör) 111

8. Literaturverzeichnis 115


Stove-Maker Berlin tituslivius@mailbox.org MiniHolzgasÖfchen für drinnen mittels einfachen Werkzeugen aus billigen Blechteilen selbst gebaut 3. Auflage

Vorworte

Vorwort zur 1. Auflage

Stove-Maker Berlin war bereits auf der Bastlermesse Maker Faire 2017 in Berlin mit drei Heizungskonzepten vertreten. Europa steht momentan vor einer Energie- und, was den Winter betrifft, vor einer Heizungskrise. Da dieses Desaster von den globalistischen Eliten im Rahmen der Verfolgung ihrer geostrategischen Ziele geplant wurde, und der politisch wache Zeitgenosse darüber schon lange im Bilde ist, hatte Stove-Maker Berlin zehn Jahre Zeit, die hier vorgestellte minimalistische Holzvergaserheizung zur Publikationsreife zu entwickeln. Möge dieses Büchlein, das in mehreren Sprachen erscheinen wird, möglichst vielen Europäern helfen, im Winter ihre Wohnung warm zu bekommen. Wie ernst wird die Versorgungslage, da ja in Deutschland für Oktober Militär im Inneren bereits beschlossen ist, und der Wassergraben mit Zugbrücke um den Reichstag (Sitz des Deutschen Bundestages) gerade gebaut wird? Wieviele zivilisationsverwöhnte Europäer haben noch nie eine Bohrmaschine, eine Metallsäge oder einen Lötbrenner in der Hand gehabt? Zwar kosten die Blechteile für das Mini-Holzvergaseröfchen nur zehn EURO, bauen muß es aber schließlich jeder selbst. Paradoxerweise herrscht in Deutschland gerade in vielen Branchen ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Mit krisenbedingt zunehmenden Insolvenzen von Mittelständlern, Kleingewerbetreibenden, Selbstständigen und Privatleuten kann man mittelfristig eine seit Ende des zweiten Weltkrieges nicht mehr gesehene Mangelwirtschaft erwarten. Möglicherweise kommt in der Folge eine Arbeitspflicht, wie in der DDR. Da die Industrie 4.0 jedoch angeblich zukünftig kaum noch Arbeitskräfte benötigt, dürfen wir durchaus Zeltstädte befürchten, wie sie derzeit in China gebaut werden. Wird man uns erlauben, in einer Smart City oder weniger aufwendigen futuristischen Wohnumfeldern trockene Zweige zu sammeln und ein Holzvergaseröfchen zu nutzen? Lesen Sie die Packungsbeilage Ihres Rauchmelders und fragen Sie den Betreiber Ihres Smart Meters! Ich bin dankbar und freue mich, daß die Umstände es mir angesichts dieser Ausblicke in diesen bewegten Zeiten ermöglicht haben, dieses Büchlein herauszubringen.

Stove-Maker Berlin, 6. September 2022

Vorwort zur 2. Auflage

Die seit Monaten, nicht zuletzt wegen der Kriegsgefahr, anschwellende Energiekrise in Europa hat sich nicht entspannt. Ende November 2022 kam die britische Wirtschaftszeitung „Economist“ zu folgender Einschätzung: https://weltwoche.ch/daily/folgen-der-energie-preise-mehr-tote-europaeer-als-gefalle - ne-im-krieg-schreibt-der-economist/ https://www.economist.com/interactive/graphic-detail/2022/11/26/high-fuel-pricescould-kill-more-europeans-than-fighting-in-ukraine-has Die politischen Entscheidungen, die europäische Wirtschaft ökologischen Ideen entsprechend umzubauen, haben die verschiedenen Energieformen nicht verbilligt. Mit der hier vorliegenden zweiten Auflage des Öfchenbuches hat sich die Seitenzahl verdoppelt. Die Verwendung von Holzpellets im Mini-Holzgasöfchen für drinnen funktionierte für die erste Auflage bereits perfekt. In der jüngst verflossenen Heizperiode fand ich heraus, daß man im Handel Holzpellets mit Transportschaden (Winterschlußverkauf, durchschnittlich feinere Korngröße) erwischen kann, welche statt 80 Minuten 100 Minuten lang brennen. Die neugestaltete Kartusche verhält sich gegenüber durchschnittlich feinkörnigeren Pellets toleranter, wenngleich die Regel, daß bröselige Pelletstrümmer auf den Komposthaufen gehören, gültig bleibt. Daß sich alternativ Holzstifte als Brennstoff eignen, war bereits Thema der ersten Auflage. Für die zweite Auflage habe ich aber Holzstifte vorrangig durchgetestet und ein optimiertes Verfahren für sie entwickelt: Die Zündroutine wurde zugunsten einer strengeren Standardisierung verändert und es gibt neue Erkenntnisse zu Geometrie und Verwendung der Holzstifte. Die erste bauliche Neuerung stellt die Aufweitung der Rundöffnung des Kapseldeckels von 60 auf 70 mm Durchmesser dar, welche für Holzstifte notwendig wurde. Die neue Version des Bauteils funktioniert auch mit Holzpellets hervorragend, so daß keine unterschiedlichen Varianten für die beiden Brennstoffarten erforderlich sind. Das zweite bauliche Upgrade betrifft die Kartusche, welche von nun an 25, anstatt wie zuvor 17, runde Luftlöcher von 2 mm Durchmesser erhält. Auch die Modifikation der Kartusche erwies sich für beide Brennstoffvarianten als Fortschritt. Das zweite Kaminsegment ist nun aufklappbar, so daß sich der Wärmeauftrieb stufenlos regeln läßt, und auf den Spiegel wurde verzichtet. Für den Einbau des doppelten Ständerkreuzes in das Kapselunterteil biete ich zusätzlich zu der in der ersten Auflage beschriebenen Bauweise eine Alternative an, welche sparsamer und einfacher herzustellen ist. Die Entscheidung für eine der beiden Ausführungen ist Geschmackssache und bleibt dem Leser überlassen. Die Art der Aufbewahrung für die ethanolgetränkten Holzwürfelchen, welche als Starter und Regulator dienen, wurde vereinfacht und sicherer gestaltet. Den Holzkohlenkocher für draußen (optionales Zubehör), welcher für die erste Auflage nur als Skizze vorlag, habe ich für die zweite Auflage abgewandelt, konkret ausgestaltet und getestet. Bauanleitung, Betriebshandbuch und Theorieteil wurden den Neuerungen entsprechend angepaßt und erweitert. Weitere Abbildungen und neue Tips und Tricks sind hinzugekommen.

Stove-Maker Berlin, 28. November 2023

Einleitung

Das Mini-Holzgasöfchen für drinnen erbringt bei Betrieb mit Holzpellets eine durchschnittliche Leistung von ca. 500 Watt. Für Holzstifte könnte der Wert leicht höher liegen. Die Berechnungen hierzu finden Sie auf S. 106 ff. Erläuterungen zu Kohlenmonoxid-Warn- und -Meßgeräten lesen Sie im Kapitel „Holzkohlenkocher (optionales Zubehör)“, S. 111. Beim Betrieb des hier behandelten Prototypen wird nichts von der freiwerdenden Energie zu einem Schornstein hinausgeblasen. Allerdings muß ab und an per Stoßlüften oder durch eine permanent leicht geöffnete Tür zur Diele für Sauerstoffnachschub gesorgt werden. Die Frage indes, mit wievielen vollständigen Kartuschendurchläufen man sein Wohnzimmer mit dem Holzgasöfchen für drinnen warm bekomme, ist nur durch Ausprobieren beantwortbar, weil die Gesamtheit der Umgebungsbedingungen, welche die Lufttemperatur der jeweiligen Örtlichkeit beinflussen, individuell völlig unterschiedlich ausfällt. Ein aus dem Leben gegriffenes Beispiel: Es ist Anfang November in Mitteleuropa. Im Freien hat es tagsüber eine Temperatur zwischen sieben und zehn Grad Celsius. Nachts wird es indessen schon kühler. Unser Heizversuch mit dem Mini-Holzgasöfchen für drinnen findet statt nach Sonnenuntergang in der ersten Etage eines kleinen, über hundert Jahre alten, in energetischer Hinsicht unsanierten Bauernhofes. Die Werkstatt wurde im selben Herbst bisher noch nicht beheizt. Das Gebäude ist eingebettet in eine Häuserzeile und kann daher nicht freistehend genannt werden. Die Werkstatt bietet ca. zwanzig Quadratmeter Fläche und zweieinhalb Meter Höhe. Die beiden Fenster in der nach Südosten gelegenen Außenwand, in welche vormittags die Sonne hineinscheint, sind mit einer schlichten, wenngleich modernen Doppelverglasung ausgestattet. Im Zimmer befinden sich drei Personen, welche für sich schon jeweils permanent sechzig bis hundert Watt Wärmeleistung pro Mann abgeben. Ab und an wird die Tür zum kalten Treppenhaus kurz geöffnet. Bei Start des ersten Versuchsabbrandes mit Holzpellets beträgt die Temperatur in der Werkstatt 11,5 °C. Nach dem ersten neunzigminütigen Kartuschendurchlauf hat sich die Temperatur auf 15 °C erhöht. Nach der zweiten Anwendung ist die Temperatur bei 17 °C und nach dem dritten Abbrand bei 18 °C. Die Erfahrung lehrt, je größer die Differenz von Außen- und Innentemperatur wird, desto mehr Energie muß aufgewendet werden, um den Innenraum durch Heizen um jeweils ein Grad Celsius / ein Kelvin zu erwärmen. Isaac Newtons 1701 veröffentlichtes Gesetz der Abkühlung zeigt, daß Körper umso schneller Wärme an ihre Umgebung verlieren, je höher die Temperaturdifferenz zwischen Körper und Umgebung ausfällt. Genauer: „Das Newton'sche Abkühlungsgesetz besagt, dass die Wärmeverlustrate eines Körpers direkt proportional zum Temperaturunterschied zwischen dem Körper und seiner Umgebung ist.“ (Zitat wikibrief.org). Die fallende Temperatur eines an seiner Umgebung abkühlenden Körpers nimmt daher entlang der Zeitachse keinen linearen, sondern einen exponentiellen Verlauf. Wir können uns den Luftquader, welcher von Wänden, Fußboden und Decke, Fenstern und Türen des Zimmers umschlossen wird, als den Körper und die ihn umfangende feste Materie als Umgebung im Rahmen des Newton'schen Modells der Abkühlung vorstellen. Weil die (in unserem Beispiel schlecht isolierten) Hauswände mit einer annähernd unendlich großen Masse kalter Außenluft Kontakt ha- - 6 - ben, können wir jede beliebige Heizung bis zum Anschlag aufdrehen: Gemäß dem Newton'schen Gesetz der Abkühlung wird nach einer gewissen Zeit auch unter konstant hoher Heizleistung bei einer für die Heizungsvariante nicht mehr überschreitbaren Grenztemperatur ein Wärmeabflußgleichgewicht erreicht. Daher ist es ökonomisch sinnvoll, sich mit Niedrigenergiekonzepten beim Bau neuer Häuser zu beschäftigen. Zu den die thermische Situation eines Wohnraums beinflussenden Stellgrößen gehören Wärmeleitfähigkeit, Sonnenlichtexposition, Himmelsrichtung und Zahl der Außenwände, Stockwerk, Clustergröße der zusammenhängenden Wohneinheiten (freistehendes kleines Haus oder großes Mehrparteienhaus). Jeweils beide Seiten der Wände, der Decke und des Fußbodens des zu heizenden Zimmers nehmen mit Verzögerung Wärme und Kälte der sie umgebenden Luft auf. Deshalb betrifft unsere Heizsituation auch der Lufttemperaturverlauf in den Räumen auf den unserem Zimmer jeweils gegenüberliegenden Seiten. Sowohl Innen- als auch Außenwände, wie auch Decken und Fußböden wirken permanent als Wärme- oder Kältespeicher, welche langsam, aber stetig, nach der Nivellierung aller vorhandenen Temperaturunterschiede streben. Das bedeutet, daß in einem Wohncluster (Mehrfamilienhaus, Appartementhaus, Wohnheim) derjenige den geringsten Heizaufwand betreiben muß, welcher sich mit der niedrigsten Zimmertemperatur zufrieden gibt. Die Nachbarn füttern ihn wärmeenergetisch durch. Umgekehrt gilt für dasselbe Wohnumfeld, daß derjenige, welcher die höchste Zimmertemperatur aufrechterhält, die Nachbarwohnungen mitheizt, da sein Wärmeüberschuß, mit Verzögerung, über die Wände in die Nachbarschaft abfließt. Ferner gilt für Wohncluster, daß bei leerstehenden, unbeheizten Nachbarwohnungen, ähnlich Außenwänden, Kältelöcher entstehen, in welche permanent Wärme entweicht. Solange alle umliegenden Wohnungen auf Wohntemperatur beheizt werden, stellen Wohncluster ein gutes Energiesparkonzept dar. Letzteres vorausgesetzt, übernehmen Fußboden, Decke und Wände für das Holzgasöfchen für drinnen die Wärmespeicherfunktion eines Kachelofens, wodurch aus dem hier vorgestellten Prototypen eine runde Sache wird. Alleinstehende Wohnungen (z.B. herkömmliche Einfamilienhäuser, welche nicht nach Niedrigenergiekriterien gebaut wurden) sind einer winterlich kalten Außentemperatur mangels unmittelbarer Nachbarn hingegen vergleichsweise schutzlos ausgesetzt. Jeglicher Heizaufwand verpufft hier relativ schnell ins Freie. Aus diesem Grund eignet sich das Mini-Holzgasöfchen für drinnen auch für Wohnmobile, Wohnwagen, Bauwagen, Zelte, Schrebergartenlauben, Blechhütten, Wohncontainer und „Tiny Houses“ weniger gut als für herkömmliche Mehrparteienhäuser. Die soeben aufgezählten Wohnkonzepte mit besonders geringem Raumvolumen leiden zusätzlich an einem ungünstigen Oberfläche-zu-VolumenVerhältnis (A/V-Verhältnis). Zitat Wikipedia: „Wenn man die drei Kantenlängen a, b und c eines Quaders jeweils verdoppelt, vervierfacht sich seine Fläche A (allgemeinsprachlich: Oberfläche; oder auch, bei Berücksichtigung von Austauschprozessen, seine Grenzfläche); sein Volumen V aber verachtfacht sich. Große Körper haben deshalb eine (z.B. für die Wärmespeicherung) günstigere Relation von Volumen zu Oberfläche“. Ein weiterer Nachteil der vorgenannten Kleinstwohnungskonzepte beim Betrieb des Holzgasöfchens für drinnen: Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Außenluftzufuhr für die Sauerstoffversorgung muß die Umwälzungsgeschwindigkeit (der Durchsatz) der Raumluft notwendigerweise höher ausfallen als bei herkömmlichen Mehrfamilienhäusern. Diese Erfordernis bewirkt ein energetisch ungünstiges, zu schnelles Wiederhinausschieben der erwärmten Luft aus dem zu beheizenden Wohnraum. Die Bewohner von Kleinstwohnungen, insbesondere freistehender, kommen nicht in den Genuß einer energieeffizienten, kachelofenähnlichen Wärmespeicherung. - 7 - Die Feuerung verzehrt selbstverständlicherweise Sauerstoff, so daß bei modernen, dichten Fenstern ein Bedarf nach Stoßlüften entsteht. Diese Erfordernis betrifft andere Ausgestaltungen lokaler Brennstätten wie Gasthermen, offene Kamine, Kachelöfen und Schwedenöfen gleichermaßen. Der Unterschied zu letztgenannten Heizkonzepten besteht darin, daß das Holzvergaseröfchen für drinnen CO2 und geringe Mengen Wasserdampf in die Raumluft abgibt. Wasserdampf wirkt gerade im Winter wohltuend auf die Atemwege. CO2 ist nicht giftig, aber es verringert durch Verdrängung den relativen Volumenanteil von Sauerstoff in der Raumluft, während das Holzöfchen und die Menschen im Zimmer gleichzeitig Sauerstoff benötigen und verbrauchen. Wie auch bei der von mir in einer weiteren Publikation beschriebenen Rapsölheizung liegt eine Situation vor, wie sie Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts noch von Weihnachtsbäumen mit vielen angezündeten Kerzen her kennen. Ein größerer Bedarf nach Zufuhr von Frischluft entsteht. Heizkonzepte ohne Kaminabzug nach draußen eignen sich daher nicht für zu kleine Räume. Genügende Sauerstoffversorgung von außen muß von vornherein eingeplant werden. Permanent im vollen möglichen Winkel gekippte Fensterflügel sind keine Lösung - dies kühlt eine Wohnung aus. Bei modernen, dicht schließenden Fenstern könnte man an einem Fensterflügel die umlaufende Gummidichtung entfernen. Oder man kippt einen Fensterflügel ganz leicht an, und fixiert ihn, z.B. per Montageklebeband, in dieser Position. Auf diese Weise schafft man ein Belüftungsgleichgewicht, welches bereits unseren Vorfahren der verflossenen Jahrhunderte bei der Nutzung von Kachelöfen gute Dienste erwiesen hat. Wärmeisolierung qua Doppelverglasung der Fenster gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. Doppelverglaste Kastenfenster aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mögen sich heutzutage ein wenig verzogen haben, weil Holz arbeitet. Dafür stellen sie durch die qua Undichtigkeit gewährleistete, immerwährende Luftzufuhr eine Versicherung gegen Schimmelbildung dar und vermeiden winters den Zwang zum ständigen Stoßlüften. Schimmelbefall tritt gerne in Naßräumen auf. Daher kann es hilfreich sein, im Bad einen leisen, sparsamen, elektrischen Ventilator zu installieren, welcher Luft nach außen bläst. Sofern an der Badtür eine Belüftungsmöglichkeit vorgesehen ist, und auch die übrigen Zimmertüren nicht hermetisch abgeriegelt werden, entsteht so nebenbei in der gesamten Wohnung ein permanenter, leichter Unterdruck. Hat man für den Betrieb einer Sauerstoff verzehrenden lokalen Brennstätte eine angemessene leichte Undichtigkeit der Fenster eingerichtet, findet darüber ein automatischer Druckausgleich statt. Der Badventilator versorgt auf diese Weise zu jeder Zeit indirekt die gesamte Wohnung mit der benötigten Frischluft. Zur Überprüfung kann man an windstillen Tagen die feinen Luftströmungen an Fensterritzen und Türspalten mit einer Kerzenflamme sichtbar machen. Die ideale Größe eines mit dem Mini-Holzgasöfchen für drinnen zu beheizenden Raumes liegt bei zwanzig Quadratmeter Grundfläche. Zu bedenken ist dabei, daß es Zimmer von 2,50 m und solche von 4 m Höhe gibt, solche, die fast leer und solche, die voll von Gegenständen sind, welche Luftvolumen verdrängen. Hat das Zimmer mehr als zwanzig Quadratmeter Grundfläche, fällt die Heizwirkung unseres Prototypen geringer aus, ist es kleiner, empfehle ich, die Tür zum Flur, eventuell auch zum Bad, offen zu halten, was neben der Luftzufuhr den angenehmen Nebeneffekt zeitigt, daß diese Räume mitgeheizt werden. Ein kurzer Bericht zur Warnung: Ein Bekannter von mir meinte, er könne die von mir entwickelte Rapsölheizung so eben mal mit irgendwelchen, irgendwo gekauften Dochten betreiben. Dies unter Verkennung der Tatsache, daß der von mir entwickelte Dochtstandard DIE eigentliche Erfindungsleistung dieser Rapsölheizung darstellt. Auf diese Weise hat sich mein Bekannter in große Gefahr gebracht. Sein bestürzender, mich zutiefst erschreckender, Bericht hat mir die Augen dafür geöffnet, daß meine alternativen - 8 - Heizungskonzepte offenbar eine Art Führerschein benötigen. Bauen und nutzen Sie meine Heizungskonzepte nur, wenn Sie sich selbst die Erlaubnis gegeben haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. So lautet immerhin der Leitspruch der Aufklärung. Der verdoppelte Umfang dieser zweiten Buchauflage ist nicht zuletzt der begründeten Annahme geschuldet, daß die meisten Zeitgenossen keinerlei Erfahrungen mit der Bedienung stationärer Feuerstätten auf dem Niveau des neunzehnten Jahrhunderts mitbringen. Wer den Text durchgearbeitet, das Öfchen selbst gebaut und gemäß Bedienungsanleitung hintereinander zehn Abbrände mit einer von ihm favorisierten Brennstoffvariante durchgeführt hat, hat das Öfchenprinzip verstanden und kann die Dokumentation beiseite legen. Letztere dient dann bei Bedarf als Nachschlagewerk. Als 2013 die Entwicklungsarbeit an meiner Rapsölheizung (publiziert in einem weiteren Büchlein) abgeschlossen war, trug mich meine Euphorie zu der verwegenen Idee, auch Holz müsse sich sauber zu CO2 und Wasserdampf verbrennen lassen. Bei der Verfolgung dieses Ziels habe ich mich zunächst mit dem „Rocket Stove Mass Heater“ befaßt (https://en.wikipedia.org/wiki/Rocket_stove_mass_heater). Es gelang mir jedoch nicht, aus dem zugrundeliegenden Konzept eine miniaturisierte Variante zu entwickeln, was nicht heißt, daß dies nicht vielleicht einem Mitstreiter auf diesem Feld glücken könnte. Erfreulicherweise fand ich als nächstes bei Internetrecherchen die Basisvariante des „Wood Gas Stove“, welche aus Konservendosen hergestellt und vielfach als Campingkocher genutzt wird. Das hier publizierte Mini-Holzgasöfchen für drinnen, gewissermaßen ein Derivat des Basic Wood Gas Stove, besteht ebenfalls aus Konservendosen und wenigen zusätzlichen Stahlteilen. Im Zuge der Entwicklung des Prototypen gelangte ich über einen Zeitraum von zehn Jahren (mit Unterbrechungen, Sackgassen und Umwegen) von anfangs komplizierten Entwürfen schließlich zu einer ganz einfachen Umsetzung desselben Geräteprinzips. Saubere Holzgasbrenner sind indes schon lange bekannt und es gibt in diesem Themenbereich viele angemeldete Patente. Wissenschaftler, Firmen und Entwicklungshelfer haben sich mit Holzvergasern beschäftigt. Daher habe ich bei der Entwicklung meines Prototypen auf vorhandene, einschlägige Fachliteratur zurückgreifen können. Das aus wenigen Konservendosen, Blech und Draht bestehende Gerät kommt zwar maximal simpel daher, aber das, was darinnen passiert, ist überhaupt nicht einfach. Bei der Niederschrift des Kapitels „Verwendung und Problembehebung“ erkannte ich die Erfordernis, aus Gründen der Verständlichkeit und Übersichtlichkeit, für die Betriebsanleitungen zu Holzpellets und Holzstiften jeweils eine Kurzfassung und eine Langfassung zu erstellen. Auch muß ich meine Leser mit einfachen Wahrscheinlichkeitsmodellen aus der Schulmathematik konfrontieren, um unterschiedliche Abbranderfahrungen zu erklären. Es handelt sich bei dem hier vorliegenden Büchlein nicht um eine kurze Bedienungsanleitung für ein gekauftes Gerät. Daher ist es auch keine schnelle Abkürzung für Konsumverwöhnte zu angenehmer Wärme. Der hier behandelte Protoyp ist mittlerweile leidlich ausgereift und stellt eine potente Heizungslösung für Zivilisationsvertriebene dar, welche sich überstürzt auf den Weg zurück in die Steinzeit begeben mußten. Ich danke meinen virtuellen Lesern, welche durch das von mir gegebene Versprechen, eine zweite Auflage herauszubringen, imaginären Druck auf mich ausgeübt haben, ohne den es die Menge der hier zusammengetragenen Erkenntnisse nicht gäbe. Auf diese Weise hat die Veröffentlichung auch mir das MiniHolzgasöfchen für drinnen erst erschlossen. Die vorliegende Publikation dient als Gedächtnisstütze und Speicher in zehn Jahren gewonnenen Wissens. - 9 - Sie erhalten hier Bauanleitung, Betriebshandbuch und Beschreibung für ein ganz schlichtes Miniatur-Holzvergaseröfchen (Pyrolysebrenner), welches jeder Hobbyheimwerker aus handelsüblichen, genormten, europäischen Lebensmittelkonservendosen, ein wenig Stahlblech und Draht mit einfachsten Werkzeugen selbst herstellen kann. Die Notheizung für Technikliebhaber und Enthusiasten wurde für den Betrieb in Innenräumen (ohne Abzug nach draußen) entwickelt und dimensioniert. Die Feuerstelle ist dreifach gekapselt und komplett geschlossen. Das Superleichtbauöfchen läßt sich einhändig am Henkel des Behälters, welcher nur lauwarm wird, transportieren. Ein Kreis von 16 cm Durchmesser bildet die Grundfläche, die Höhe beträgt 40,5 cm. Die minimalistische Bauweise sorgt für einen sicherheitshalber tiefliegenden Schwerpunkt: Da die beiden Kaminsegmente nur lose aufgesetzt werden, fallen diese bei versehentlichem Anstoßen herunter, was verhindert, daß die gesamte Gerätschaft umfällt. Das Öfchen darf nicht unbeaufsichtigt brennen. Insbesondere die Brennstoffvariante Holzstifte erfordert Beobachtung und steuerndes Eingreifen. Weil keinerlei Wärme durch einen Schornstein ins Freie entweicht, werden hundert Prozent Wirkungsgrad erreicht. Dementsprechend kommt das Gerät mit sehr wenig Brennstoff aus. Das Öfchen verbrennt 240 Gramm Holzpellets in 80 bis 100 Minuten komfortabel, selbsttätig und sauber wie eine Kerzenflamme zu CO2 und Wasserdampf. Die alternative Brennstoffvariante Holzstifte brennt nur 60 Minuten lang und erfordert mehr aktive Beobachtung und steuernde Eingriffe. Als Trostpreis bietet die Verwendung von Holzstiften, von oben durch die Kaminsegmente betrachtet, ein ästhetisches Spektakel, während Holzpellets das prosaische Flammbild eines modernen Hightechbrenners liefern. Solange eine hinreichend hohe, die runde, obere Öffnung der Kartusche möglichst bedeckende, Flamme sichtbar ist, wird Kohlenmonoxid komplett zu CO2 verbrannt, d.h. dieses gefährliche Gas gelangt nicht in die Raumluft. Wenn nach Ablauf der durchschnittlichen Brenndauer die durchgängig dunkelblau gewordene Flamme kurz vor dem Verlöschen steht, verbleibt als festes Resultat idealerweise nur noch Holzkohle. Dann sollte das Öfchen ins Freie oder einen gut belüfteten Raum (z.B. Bad mit Abluftventilator) verbracht werden. Dort wird die Kartusche mit der glühenden Holzkohle entnommen und in einem annähernd luftdichten Behälter (z.B. V2A-Stahlgewürzdose, Weißblechdose, unlackiert, Abb. 33 und 34) erstickt. Nach drei Minuten wird der sehr heiße Holzkohlencontainer wieder in den Wohnraum verbracht, wo die Wärme der abkühlenden Holzkohle weiter genutzt wird. Versäumt man, das Öfchen rechtzeitig nach der vollständigen Umwandlung zu Holzkohle aus dem Wohnraum zu verbringen, riechen die Abgase der Holzkohlenglut zwar unangenehm, aber die bauartbedingt auf maximal 70 Gramm begrenzte Menge an Holzkohle produziert keine tödliche Menge an Kohlenmonoxid, wenngleich jeglicher Kohlenmonoxidanteil in der Atemluft selbstverständlich ungesund ist. Der Wohnraum muß dann lediglich gut gelüftet werden. Die wenigen kleinen Luftlöcher am Boden der Pyroloysekartusche wirken dem selbsttätigen Verglühen der Holzkohle zu weißer Asche und damit auch dem Entweichen größerer Mengen Kohlenmonoxids entgegen. Ein Pyrolyseofen benötigt, im Gegensatz zu einem Holzkohlengrill, nur geringe Primärluftzufuhr. Es ist der reine Holzkohlenbrand, von welchem die Kohlenmonoxidgefahr ausgeht. Jeder ist eingeladen, mit einem Kohlenmonoxidmeter nachzumessen. Für den Betrieb des Öfchens sind ein Kohlenmonoxidmeter, ein Kohlenmonoxidwarner und ein Rauchmelder sinnvoll. Rauchmelder sind heutzutage meist obligatorisch. Es kann in ungünstigen Fällen, vorwiegend bei Holzstiften, vorkommen, daß das Öfchen während des Lignin-/Holzteerbrandes (vulgo) verlischt. Die mit Festbrennstoff gefüllte Kartusche kann dann, je nach Zeitpunkt und Abbrandphase, wie ein Räucherofen wirken, geeignet, z.B. Fisch oder Fleisch zu konservieren. Das energiereiche Holzgas besteht aus Holzteer und Lignin (vulgo) in gasförmiger Phase, welches uns brennender- - 10 - weise angenehm wärmt, unverbrannt aber giftig und beißend wirkt. Durch die Instruktionen und Erläuterungen dieses Buches wird der Leser von unangenehmen Überraschungen mit dem archaischen Brennstoff Holz weitgehend abgeschirmt. Bei Holzpellets kommt ein unerwünschtes Verlöschen in der Regel nur innerhalb der ersten halben Stunde vor, während die Holzgasflamme sich langsam ausbildet. Die Wahrscheinlichkeit, daß zwischenzeitliche Totpunkte überbrückt werden müssen, ist bei Holzstiften wesentlich größer. Als Rauchstopper und Regulator werden ethanolgetränkte Holzhackstückchen verwendet, welche auch zum Zünden der Brennstoffvariante Holzpellets benötigt werden. Ein Nachfüllen von Festbrennstoff im laufenden Betrieb ist, mit Ausnahme der ethanolgetränkten Holzwürfelchen, nicht vorgesehen. Das Verfahrensprinzip funktioniert vielmehr kartuschenweise, d.h. ein einmal befüllter Holzbehälter brennt bis zum Schluß hinunter, danach kann die nächste volle Kartusche eingewechselt werden. Dieses Konzept wird Chargenabbrand genannt. Nach dem Holzteer-/Ligninbrand (vulgo) sind alle gelben und roten Strähnen aus der verbleibenden blauen Flamme verschwunden. Als festes Resultat bleibt Holzkohle übrig, welche als Brennmaterial für draußen und zur Herstellung von Terra Preta (holzkohlehaltige, fruchtbare schwarze Erde) genutzt werden kann. Auch Sägemehl (von unbehandeltem Holz), feines Holzkohlenpulver und graue bis weiße Holzasche eignen sich als Pflanzendünger. Für reine Holzkohle und reine Holzasche gibt es sinnvolle Anwendungen für den menschlichen Verzehr / Filtern von Wasser. Da aber heutzutage Brennspiritus mit dem Vergällungsmittel Denatoniumbenzoat versetzt wird, welches sich in den festen Abbrandresultaten anreichert, ist die für einen Verzehr erforderliche Reinheit nicht gegeben. Die Wärmeenergieproduktion wird nach der Umwandlung der Kartuschenfüllung in Holzkohle durch einen vom Betreiber zu leistenden, aktiven Eingriff abgebrochen. Dieses Verfahrensprinzip und die minimale Dimensionierung der Primärluftlöcher verhindern einen reinen Holzkohlenbrand, was nebenbei die Hitzebeaufschlagung der Kartuschenbleche begrenzt. Auch sonst tritt praktisch kein Verschleiß an den Blechteilen des Öfchens auf, da Feuerkontakt mit den Blechen weitestgehend vermieden wird. Bei konsequent trockener Lagerung des Öfchens werden Roststellen wahrscheinlich lediglich an den Kartuschen auftreten. So werden vielleicht alle fünf Jahre zwei neue 75er-Konservendosen benötigt. Alle übrigen Teile des Öfchens sollten, pfleglichen Umgang vorausgesetzt, mindestens hundert Jahre lang halten. Da die Blecheinfassung der Kartusche permanent durch nachströmende Sekundärluft gekühlt wird, was bei vorwiegendem Pelletsbetrieb zudem eine hitzeisolierende, feste Schicht von Holzteerkondensat innen an den Blechen (Abb. 15) bewirkt, besteht begründete Hoffnung, daß auch die Kartuschen hundert Jahre durchhalten. Die Konstruktion ist frei von geplanter Obsoleszenz. Es handelt sich bei dem Mini-Holzvergaseröfchen für drinnen um eine spezielle Umsetzung eines weithin bekannten, verbreiteten Bauprinzips, bei welchem Rauchfreiheit durch gezielte Sekundärluftzufuhr über einen Ringkamin, welcher den Pyrolysebehälter umschließt, erreicht wird. Die Entwicklung des hier vorgestellten Prototypen wurde angeregt durch die 2013 in zweiter Auflage erschienene Studie von Christa Roth (Microgasification: Cooking with gas from dry biomass. An introduction to concepts and applications of wood-gas burning technologies for cooking. Weblink siehe Literaturverzeichnis), welche vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar- - 11 - beit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Auftrag gegeben wurde. Die Brennstoffvariante Holzpellets funktioniert mit dem Öfchen so angenehm, als hätten Sie das Gerät in einem zeitgenössichen Baumarkt erworben. Es bleibt daher wünschenswert, daß infolge weiteren forschenden Herumtüftelns das Abbrandverhalten des Festbrennstoffs Holzstifte vergleichbar komfortabel gelänge. Ein sauberer Abbrand in einer ordentlich befüllten und sachgerecht gezündeten Kartusche benötigt für beide Brennstoffe zur Steuerung ein Minimum an ethanolgetränkten Holzhackstückchen. Meine detaillierten Ausführungen zum Umgang mit diesen hilfreichen Würfelchen sind nötig, um einerseits die Ungeübten, andererseits die Tüftler unter meinen Lesern für alle Eventualfälle fit zu machen. Angesichts der nur wenige Wochen währenden, jüngst verflossenen, winterlichen Heizperiode (= Forschungstrimester), werte ich die errungenen Veränderungen (Kapseldeckel, Kartusche, zweites Kaminsegment, Stiftholzzündroutine, Ständerkreuz, Aufbewahrung der Würfelchen, Holzkohlenkocher) und die damit einhergehenden theoretischen Einsichten als die zweite Buchauflage rechtfertigende Erfolge. Weil ich über die Jahre in eine Tüftlerbetriebsblindheit geraten bin, habe ich lange in der Illusion gelebt, das Mini-Holzgasöfchen für drinnen stelle einen Bausatz für jedermann dar. Meine Zielgruppe, die enthusiastischen Heimwerker, welche schon immer eine besondere Spezies darstellte, ist angesichts des zeitgeistbedingten Techniküberdrusses, der Dominanz der sozialen Medien und der verbreiteten Freizeitgestaltung durch Computerspiele wahrscheinlich nicht größer geworden. Meine Erwartungen hinsichtlich Nachfrage wachsen daher trotz der aktuellen Energiekrise nicht in den Himmel. Da die Konzepte „Rocket Stove Mass Heater“ und „Wood Gas Stove“ im angelsächsischen Sprachraum weit verbreitet sind, finden sich dort auch die meisten Interessenten für meinen Prototypen. Angesichts aktueller Kriegsgefahr und Wirtschaftskrise scheint der Weg, mit einer fließbandproduzierten, zu 50 EUROs käuflich erwerbbaren, Variante meines Öfchens ins unternehmerische Risiko zu gehen und schwarze Zahlen zu schreiben, einerseits versperrt. Tatsächlich sind schon vor Jahren Hersteller von Holzgasöfchen zum Kochen für draußen in die Insolvenz geschlittert. Sollte sich indes andererseits die Weltwirtschaftlage, wider Erwarten, mittelfristig deutlich bessern, benötigen weniger Menschen eine Notheizung. Das in diesem Buch behandelte Holzgasöfchen für drinnen ist zwar vom Beschaffungswert des Materials und der erforderlichen Werkzeuge her unschlagbar günstig. Durch den mehrtägigen Arbeitsaufwand, es als je handgefertigtes Unikat herzustellen, wird es, bedauerlicherweise, zum Luxusgegenstand.

Abbildungen 1-71

Abbildung 1: Öfchen ohne Container.

Die einzelnen Bauteile in der Reihenfolge von unten nach oben: Ständerkreuz, Kapselunterteil, Kapseldeckel, erstes Kaminsegment, zweites Kaminsegment mit Klavierband (Scharnier) und wärmeisolierten Henkeln. - 13 -

Abbildung 2: Öfchen ohne Container.

Die einzelnen Bauteile in der Reihenfolge von unten nach oben, z.T. zur Veranschaulichung durch Sperrholzbrettchen separiert: Ständerkreuz, Kapselunterteil, Kapseldeckel, erstes Kaminsegment, zweites Kaminsegment mit Klavierband (Scharnier) und wärmeisolierten Henkeln.

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Abbildung 3: Konservendose

Höhe 119 mm, Durchmesser 100 mm (im Folgenden kurz 100er-Dose genannt), stapelbar, ausgebrannt, offen auf der Stirnseite mit dem kleinen Kreis (stapelbare Konservendosen haben je eine kleine und eine große kreis-förmige Stirnseite). Kaum sichtbar, gibt es bei den stapelbaren Dosen unterschiedliche Varianten bezüglich der Ausformung der Verjüngung zum kleinen Stirnseitenkreis hin. Der Kapseldeckel paßt nur auf die Varianten mit der ausgeprägteren Verjüngung, im Folgenden “stapelbar-spezial” genannt, was die Wahl einer Dose für das Kapsel-unterteil auf diesen Typ einschränkt.

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Abbildung 4: Bild um 90 Grad gedreht.

Zwei stapelbare europäische Normkonservendosen, mit kleinem und großem Falzdeckel leicht gegeneinander gekippt. Kleiner Kreis und großer Kreis der gefalzten Stirnseiten greifen ineinander und verhindern relatives horizontales Verschieben der gestapelten Konservendosen gegeneinander.

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Abbildung 5: Der Kapseldeckel

~ paßt nicht auf alle stapelbaren Konservendosen (kleiner Stirnseitenkreis, Kapselunterteil). Es gibt unterschiedliche Varianten! Während sich für das erste Kaminsegment alle stapelbaren 100er-Dosen eignen, muß für das Kapselunterteil die Verjüngung zum kleinen Kreis hin stärker sein (“stapelbar-spezial”). - 17 - Abbildung 6: Kapselunterteil, gefertigt aus einer 100er-Dose, “stapelbar-spezial”, Ansicht von unten (großer Stirnseitenkreis). Optimaler Durchmesser der zentralen, kreisrunden Luftansaugöffnung: ca. 60 mm. Inneres und äußeres Ständerkreuz sind über Drahtklammern miteinander verbunden. Diese Bauweise repräsentiert die „komplizierte Version“. Abb. 10 bis 13 zeigen die „einfache Version“ des Ständerkreuzes. - 18 - Abbildung 7: Kapselunterteil, 100er-Dose, “stapelbar-spezial”, ausgebrannt, Ansicht von oben. Die aus dem oberen Ständerkreuz aufragenden Drahtwendeln repräsentieren die Stopper, welche verhindern, daß die Kartusche zu nah an den Rand der Kapsel gerät. - 19 - Abbildung 8: Hier ein 96er Stahlstreifen für das innerhalb der Kapsel gelegene obere Ständerkreuz, an der Mittelbohrung 90 Grad abgewinkelt. Die Kartuschenstopper aus Drahtwendeln (verzinkter Draht, 1,4 mm dick) schlackern ein wenig, aber sie genügen ihrem Zweck. Auf dem Foto fehlen die beiden Bohrungen links und rechts, je 20 mm von der Mittelbohrung entfernt. Die komplizierte Version benötigt allerdings diese beiden zusätzlichen Löcher für die Drahtklammern, welche oberes und unteres Ständerkreuz zusammenhalten (Abb. 6, 7 und 9). Abbildung 9: 96er und 140er Stahlstreifen aus 0,5 mm starkem Verpackungsstahl, von welchen für die Herstellung des doppelten Ständerkreuzes je zwei benötigt werden. Auch V2A-Stahl von 0,5 mm Stärke wäre möglich. Wird billiger Baustahl verwendet, müssen die Blechstreifen 1 mm Dicke aufweisen. - 20 - Abbildung 10: Kapselunterteil, 100er-Dose, “stapelbar-spezial”, ausgebrannt, Ansicht von unten. Doppeltes Ständerkreuz, vereinfachte Bauart. Vier Winkel aus stabilem Stahlblech bilden die Konstruktion, zwei innerhalb der Kapsel, zwei außerhalb der Kapsel. Jeder Winkel ist im Knick gelocht. Durch die vier Löcher wird eine Drahtschlinge (verzinkt, 1,4 mm stark) geführt und durch Verdrillen per Flachzange gespannt. Es entsteht eine Klemmverbindung, welche jedoch nicht stabil ist: Die beiden außerhalb der Dose liegenden, über das Stirnseitenrund herausragenden Winkel sind um die zentrale Vertikalachse in einer Richtung um 90 Grad gegeneinander drehbar. Hier mit intakter Klemmverbindung, siehe auch Abb. 12. - 21 - Abbildung 11: Wie Abb. 10, Seitenansicht. - 22 - Abbildung 12: Kapselunterteil, 100er-Dose, “stapelbar-spezial”, ausgebrannt, Ansicht von unten. Doppeltes Ständerkreuz, vereinfachte Bauart. Vier Winkel aus stabilem Stahlblech bilden die Konstruktion, zwei innerhalb der Kapsel, zwei außerhalb der Kapsel. Jeder Winkel ist im Knick gelocht. Durch die vier Löcher wird eine Drahtschlinge (verzinkt, 1,4 mm stark) geführt und durch Verdrillen per Flachzange gespannt. Es entsteht eine Klemmverbindung, welche jedoch nicht stabil ist: Die beiden außerhalb der Dose liegenden, über das Stirnseitenrund herausragenden Winkel sind um die zentrale Vertikalachse in einer Richtung 90 Grad gegeneinander drehbar. Hier nach vollzogener Drehung, die Klemmverbindung hat sich gelöst, siehe auch Abb. 10. - 23 - Abbildung 13: Kapselunterteil, 100er-Dose, “stapelbar-spezial”, ausgebrannt, Ansicht von unten. Doppeltes Ständerkreuz, vereinfachte Bauart. Vier Winkel aus stabilem Stahlblech bilden die Konstruktion, zwei innerhalb der Kapsel, zwei außerhalb der Kapsel. Jeder Winkel ist im Knick gelocht. Durch die vier Löcher wird eine Drahtschlinge (verzinkt, 1,4 mm stark) geführt und durch Verdrillen per Flachzange gespannt. Der in Abb. 12 durch den Drehungsfreiheitsgrad um die Vertikalachse bewirkte Kollaps des Ständerkreuzes wird hier durch einen leicht auf Zug beanspruchten, durch Umbiegen mit Haken versehenen, Drahtbügel (verzinkt, 1,4 mm dick) verhindert. Das Ständerkreuz ist nun stabil. Die beiden Bohrungen für die Haken wurden in 40 mm Abstand vom zentralen Knick nachträglich angebracht. Die beiden Winkel mit den aus Drahtwendeln bestehenden Kartuschenstoppern (Abb. 7 und 8), welche den sich innerhalb der Kapsel befindlichen Teil des Ständerkreuzes bilden, werden einmal rechtwinklig so justiert, daß sie der Ausrichtung des äußeren Teils des Ständerkreuzes entsprechen. Der inliegende Teil des doppelten Ständerkreuzes, welcher die Kartusche trägt, wird durch die Klemmverbindung hinreichend fixiert. - 24 - Abbildung 14: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Brennkartusche für Holzpellets oder Steckholz. Die Ansicht der stabilisierenden Sicken / Verprägung wird innen von einer Schicht Holzteer verdeckt. Auch das zweite Kaminsegment wird aus einer 75er-Dose gefertigt. - 25 - Abbildung 15: Abgelöste Holzteerablagerungen aus einer Brennstoffkartusche. - 26 - Abbildung 16: 75er-Dose, (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe) stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Brennholzkartusche, hier befüllt und auf dem oberen Ständerkreuz im Kapselunterteil stehend. Die Kartusche ragt oben über den kleinen offenen Stirnseitenkreis des Kapselunterteils (100er-Dose, ausgebrannt, „stapelbar spezial“) hinaus. - 27 - Abbildung 17: 100er-Dose (100 mm Durchmesser, 119 mm hoch), per Taschenmesser (Feststellklinge!) perforiert für die Herstellung des zentralen 70er/60erRundloches an der großen Stirnseite. Das kreisförmig-konzentrische, stabilisierende Prägeprofil bietet visuelle Hilfe. Der perforierte Kreis ist etwas kleiner. Später wird der Kreis durch Umbördeln der Kante aufgeweitet. Alle drei 100erDosen für die Mini-Holzgasheizung für drinnen benötigen diese Öffnung auf der Stirnseite mit dem großen Kreis. Der Kapseldeckel kann sogar von einer nicht stapelbaren Konservendose abgesägt werden. Das erste Kaminsegment benötigt eine stapelbare 100er-Dose, diese braucht aber keine ausgeprägte Verjüngung zum kleinen Stirnseitenkreis hin. Lediglich das Kapselunterteil erfordert die Dosenvariante “stapelbar-spezial”. - 28 - Abbildung 18: 100er-Dose, ausgebrannt, Kreisdeckelblech der großen Stirnseite von außen. Herstellung der konzentrischen Kreisöffnung von 60 oder 70 mm Durchmesser. Nach dem Heraustrennen des runden Mittelbleches per Taschenmesser und Schraubenzieher wird der Rand vorsichtig mit Hilfe einer ChromVanadium-Wasserpumpenzange umgebördelt. - 29 - Abbildung 19: 100er-Dose, gefalztes Rundblech der großen Stirnseite von außen. Konzentrische Kreisöffnung von 60 oder 70 mm Durchmesser für Kapselunterteil, erstes Kaminsegment, oder Kapseldeckel. Innenrand steht nach Umformen senkrecht. - 30 - Abbildung 20: 100er-Dose, Ringblech der großen Stirnseite von innen. Konzentrische Kreisöffnung von ca. 60 mm Durchmesser für Kapselunterteil und erstes Kaminsegment. Mit der Wasserpumpenzange drücken wir den nach Umbördeln zu über 90 Grad zum Blech geneigten Rand rundherum platt ans Blech. In Abb. 21 das Gleiche mit 70 mm Durchmesser für den Kapseldeckel. - 31 - Abbildung 21: 100er-Dose, Ringblech der großen Stirnseite von innen. Konzentrische Kreisöffnung von ca. 70 mm Durchmesser für den Kapseldeckel. - 32 - Abbildung 22: 100er-Dose (100 mm Durchmesser, 119 mm hoch), ausgebrannt, Außenansicht der großen Stirnseite mit zentralem Rundloch von ca. 60 mm Durchmesser. Von diesem Werkstück werden für das Mini-Holzvergaseröfchen zwei Ausfertigungen benötigt. Das Teil kann bereits als fertiges unteres Kaminsegment dienen (sofern stapelbar!). Ein weiteres Exemplar wird zum Kapselunterteil (“stapelbar-spezial” erforderlich!) weiterverarbeitet. Hierfür wird ein doppeltes Ständerkreuz (Innenteil und Außenteil) am 60er-Rundloch angebracht (Abb. 6 bis 9). Für den Kapseldeckel kann sogar eine nicht-stapelbare 100er-Dose verwendet werden, welche ein zentrales Rundloch von 70 mm Durchmesser erhält. Für die Weiterverarbeitung zum Kapseldeckel wird die Dose am Mantel rundherum abgesägt (in der Höhe reduziert, Abb. 23 und 24). - 33 - Abbildung 23: Kapseldeckel (abgesägt von einer 100er-Dose), von oben. Abbildung 24: Kapseldeckel von unten, ca. 38,5 bis 42 mm Mantelhöhe. - 34 - Abbildung 25: Kapseldeckel aus 100er-Dose, ausgebrannt. Grate am Mantel nach Ab- sägen, der umgeformte Rand des Rundlochs noch nicht plattgedrückt. - 35 - Abbildung 26: Die scharfkantigen Grate aus Abb. 25 nach Entfernen derselben mittels feinem Schleifpapier. - 36 - Abbildung 27: 100er-Dose (100 mm Durchmesser, 119 mm hoch) stapelbar oder nichtstapelbar, mit oder ohne Abreißdeckel zwecks Öffnen, Öffnung möglichst am großen Stirnseitenkreis, nicht ausgebrannt, weil sie sonst undicht wird. Bei den aufreißbaren Varianten wird der schmale, senkrecht auf dem Mantel stehengebliebene Rundsteg per Dosenöffner entfernt. Die 100er-Dose mit intakter Lackschicht ist Bestandteil der neuen standardisierten Zündroutine für Holzstifte und dient als Behälter für die Ethanoltunke von (maximal) 25 mm Füllhöhe. 100er-Dosen mit Großkreisabreißdeckel sind zur Zeit die gängigste Variante und können für die Ethanoltunke verwendet werden. Für die Teile des Öfchens sind Dosen dieser Bauart leider nicht zu gebrauchen. Für die Brennkapsel (Deckel / Unterteil) und das erste Kaminsegment können wir leider nur die seltenen Ausfertigungen der 100-Dosen, also solche mit Kleinkreisabreißdeckel oder herkömmliche stapelbare Dosen, welche nur mittels Dosenöffner entleert werden können, verwenden. Der Kapseldeckel kann auch aus einer nicht-stapelbaren 100er-Dose gefertigt werden. - 37 - Abbildung 28: 100er-Dose (100 mm Durchmesser, 119 mm hoch) vom Typ stapelbar, Großkreisabreißdeckel, nicht ausgebrannt, weil sie sonst undicht wird. Nach Öffnen durch Aufreißen wurde der schmale, senkrecht auf dem Mantel stehengebliebene Rundsteg per Dosenöffner entfernt. Die 100erDose ist Bestandteil der neuen standardisierten Zündroutine für Holzstifte und dient als Behälter für die Ethanoltunke von (maximal) 25 mm Füllhöhe. Darinnen eine kopfstehende, mit Holzstäben klemmend befüllte, Kartusche (75er-Dose, 75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe, ausgebrannt), welche am Stirnseitenkreis des Bodenbleches neuerdings 25 statt 17 konzentrisch angeordnete Luftlöcher von 2 mm Durchmesser erhalten hat, wie man hier sieht. - 38 - Abbildung 29: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Brennkartusche für Holzpellets oder Steckholz, Innenansicht. Um das zentrale Loch am Kartuschenboden liegen drei konzentrische Kreise, auf denen je acht weitere Löcher äquidistant angebracht werden. Der innere Kreis hat einen Radius von 15 mm (Durchmesser 30 mm). Für das Anzeichnen des Innenkreises lohnt sich die Anfertigung einer Schablone (Abb. 32). Die äußeren Kreise werden nach Augenmaß so angebracht, daß die Holzcharge von der gesamten Kreisfläche her gleichmäßig Luft bekommt. Die konzentrische Profilierung des runden Stirnseitenbleches zum Rand hin macht hier die Verwendung einer Schablone überflüssig. 8 + 8 + 8 + 1 in der Mitte macht 25 Löcher (hier abgebildet die alte Version mit 17 Löchern), angebracht mit einem Nagel von 2 mm Durchmesser (mit einer Schieblehre nachmessen!). Der Schwelbrand darf nicht zu viel und nicht zu wenig Luft bekommen und das möglichst gleichmäßig (Gleichverteilung der Luftlöcher). Immer sorgfältig anzeichnen und maßhaltig arbeiten! - 39 - Abbildung 30: Anzeichnen der 25 Luftlöcher (neue Version!) von 2 mm Durchmesser. Unten: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nichtstapelbar, ausgebrannt, als Brennholzkartusche, die geschlossene Stirnseite von außen be-trachtet, per Filzstift mit einem Liniengitter versehen. Oben: Eine 16-segmentige, kreisförmige Tortenschablone, auf kariertem Papier aufgebracht, als wiederverwendbare Hilfe zum Anzeichnen. - 40 - Abbildung 31: 25 Luftlöcher von 2 mm Durchmesser im Boden einer 75er-Dose, (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe) stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Brennholz-Kartusche. Abbildung 32: Zirkelschablone aus 1,4 mm starkem, verzinktem Stahldraht zum Anzeichnen eines Kreises von 15 mm Radius. Hilfsmittel zum maßhaltigen Platzieren der Luftlöcher am Boden der Brennkartusche. - 41 - Abbildung 33: V2A-Stahlgewürzdose, dicht schließend, als Container zum Ersticken einer Kartusche mit glühender Holzkohle. Muß zum Öffnen jeweils per Schraubenzieher aufgehebelt werden, weil der Holzteer mit der Zeit leider als Kleber, vorteilhafterweise aber auch als Dichtung wirkt. Durch die Praxis des Aufhebelns ist es mir nun tatsächlich passiert, daß ich ein solches Exemplar mittels Schraubenzieher beschädigt habe. Es ist ein Loch entstanden, der Behälter ist dadurch undicht und unbrauchbar geworden und muß ausgetauscht werden. - 42 - Abbildung 34: Wiederverwendbare Weißblechdose, ohne Lackschicht, mit dicht schließendem Deckel, zweckentfremdet als Kartuschencontainer zum Ersticken der Holzkohle. Meistens sind solche Behälter lackiert. Dann müssen diese ausgebrannt, zweimal sorgfältig mit Seife und Schwämmchen ausgewaschen und abgetrocknet werden (S. 77). Die Lackschicht würde ansonsten unter der Hitzeeinwirkung der Brennstoffkartusche ausgasen und unangenehm riechen. Es kann auch eine ausgebrannte Farbdose verwendet werden, wenn sie hinreichend dicht abschließt. Während der Mantel einer Lebensmittelkonservendose eine kaum sichtbare, senktrechte Schweißnaht aufweist, besitzt eine verschließbare Weißblechdose stattdessen eine senkrechte Falz. - 43 - Abbildung 35: Öfchen-Container aus Gastronomiekonservendose (Höhe ca. 238 mm, Durchmesser ca. 155 mm), ausgebrannt, mit Handgriff, genietet. - 44 - Abbildung 36: Öfchencontainer aus Gastronomiekonservendose (Höhe ca. 238 mm, Durchmesser ca. 155 mm) mit Handgriff. Letzterer besteht aus einem 1 mm starken, 30 mm breiten und 200 mm langen Streifen preiswerten Baustahls, gebogen mittels Schraubstock und Hammer. Ich selbst habe einen winzig kleinen, mobilen Schraubstock verwendet. Feste Verbindung mittels vier Aluminiumflachkopfblindnieten von 4 mm Durchmesser, 10 mm lang ab Flachkopf. Der Flachkopf kommt an der Innenwand der Dose zu liegen. Die preiswerteste Baumarktblindnietenzange kann verwendet werden. Bleche vor dem Bohren der Löcher aus Gründen der Maßhaltigkeit und Paßgenauigkeit stets ankörnen. Aluminiumflachkopfblindniete - 45 - Abbildung 37: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, Stirnseitenbleche entfernt, als zweites Kaminsegment (s.a. Abb. 38). Das verbleibende Rohrstück wird durch zwei vertikale Zylindermantelschnitte mittels einer Blechschere oder einer Mini-Trennscheibe auf einem Multifunktionswerkzeug (Schutzbrille, Gehörschutz, Atemschutz benötigt!) in zwei annähernd gleichgroße Halbschalen zerteilt. Die Halbschalen werden mit einem Scharnier (Klavierband) verbunden. Der Kraftschluß erfolgt mittels Nietverbindung. Wir verwenden die gleiche Sorte Flachkopfblindnieten wie zum Anbringen des Griffes an den Öfchencontainer (Abb. 36). Wie bei letzterem werden auch bei den beiden Halbschalen des zweiten Kaminsegments die Flachköpfe der Blindnieten an der Innenseite angebracht. Mit Hilfe der oben montierten Drahtgriffe (verzinkter Stahldraht, 200 mm lang, 1,4 mm dick) ist das zweite Kaminsegment in einem begrenzten Winkel variabel aufklappbar. Auf diese Weise läßt sich der durch das Bauteil erzeugte Wärmeauftrieb stufenlos regeln. Die Variante der ersten Buchauflage bot mit dem per Draht angebrachten Spiegel die Möglichkeit, den Status eines Abbrandes sichtbar zu machen. In der neuen Ausführung reflektieren bei geschlossenen (leicht überlappenden) Halbschalen die oben angebrachten Flachköpfe der Blindnieten das Licht der Holzgasflamme. Da das Öfchen auf dem Boden steht, wird ein Beobachter zumeist von schräg oben auf das zweite Kaminsegment blicken. Sollten die oberen Flachköpfe der Blindnieten im Laufe der Zeit durch Oxidation matt werden, kann man unter den beiden benachbarten Drahtschlaufen einen Streifen Aluminiumfolie hindurchschieben und bei aufgeklappten Halbschalen einfach durch zweimaliges Umfalten befestigen. Damit hat man wieder einen Spiegel geschaffen. Der Schmelzpunkt von Aluminium liegt bei ca. 660 °C. Eine solch hohe Temperatur wird während eines Abbrandes an keinem Teil des Öfchens erreicht. Bauartbedingt sind die oben angebrachten Drahtgriffe wärmeisoliert. - 46 - Abbildung 38: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, Stirnseitenbleche entfernt, als zweites Kaminsegment (s.a. Abb. 37). Hier das Scharnier (Klavierband), welches die beiden getrennten Halbschalen aufklappbar verbindet, von außen betrachtet. Die Halbschalen sind in dieser Ansicht geschlossen, d.h. an der dem Scharnier gegenüberliegenden Seite ein wenig überlappend. Wird das Kaminsegment einen Spalt geöffnet, ist die kontrollierende Sicht auf den Abbrandstatus ohne Spiegel gewährleistet. Die Halbschalen-Scharnier-Lösung kommt dem Wunsch entgegen, einen Jo-Jo-Effekt in der Schwankung der Höhe der Holzgasflamme zu vermeiden, sofern dieser auf die Stufigkeit des Auftriebs bei Abnehmen und Wiederaufsetzen eines zweiten Kaminsegments fester Höhe und festen Querschnitts zurückzuführen ist. Leider kann ein solcher, zuweilen vorkommender Jo-Jo-Effekt bei Verwendung von Holzpellets auch von einer inhomogenen Schüttung des Brenngutes herrühren, welche zufallsbedingt immer vorkommen kann. Fertigungshinweise: Die Scharnierstange wird von den Scharnierbuchsen umschlossen, welche durch seitliches Rundbiegen einer Scharnierbandhälfte erzeugt wurden. Die Scharnierbuchsen der beiden Flügel eines Scharnierbandes wechseln einander ab. Die Scharnierbuchsen stabilitätshalber grundsätzlich mittig absägen. Die Gesamtlänge des Scharniers ist nachrangig. Nach Ansägen der Scharnierstange kann das Klavierband per Blechschere geschnitten werden. Die Halbschalen lassen sich bei Bedarf durch Biegen nachjustieren. - 47 -

Abbildung 39: Brennstoffvariante Holzpellets

~ (maschinell unter hohem Druck gepreßte Sägespäne), genormt, Durchmesser 6 mm, aus Laub- und Nadelholz, frei von Zusatzund Bindemitteln, handelsüblich, verbreitet, preiswert. Zerbröselte und zu feinkörnige Pellets vom Grund eines fast leeren Gebindes verstopfen die Luftzufuhr innerhalb der Brennkartusche und müssen mittels eines Siebs und/oder durch Handverlesen ausgesondert werden.

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Abbildung 40: Holzstifte

~ 10 cm Länge. Runde, halbrunde und eckige Profile.

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Abbildung 41: Häufigkeitsverteilung

Hypothetische Gaußkurve der Häufigkeitsverteilung der Belüftungsquotienten für Abbrandeinzelereignisse (Kartuschendurchläufe) mit Holzpellets, siehe Unterkapitel „Physik, Mini-Holzgasöfchen für drinnen“, S. 99.

Abbildung 42:

Hypothetische Gaußkurve der Häufigkeitsverteilung der Belüftungsquotienten für Abbrandeinzelereignisse (Kartuschendurchläufe) mit Holzstiften, siehe Unterkapitel „Physik, Mini-Holzgasöfchen für drinnen“, S. 99.

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Abbildung 43: Holz einlegen in Brennspiritus

Kleine Holzhackstücke zum Einlegen in Brennspiritus, als Rauch- stopper, Beschleuniger und Starter, letzteres nur für Holzpellets.

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Abbildung 44: Holzhackstückchen (keine Holzpellets! Pinzette benötigt!), eingelegt in Brennspiritus, als Rauchstopper, Beschleuniger und Starter, letzteres nur für Holzpellets, aufbewahrt in einem kleinen, dicht schließenden Glas. Abbildung 45: Glas mit Federverschluß und Gummidichtung (ca. 0,25 Liter) zum Einlegen und Aufbewahren der Holzhackstückchen in Brennspiritus. - 52 - Abbildung 46: Holzstifte in Kartusche, klemmend gepackt. 75er-Dose (75 mm Durch messer, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Brennholzkartusche, hier abgebildet mit Holzstiften, kann auch mit Holzpellets verwendet werden. Nach der losen Bestückung mit 100 mm langen, nicht zu dicken, stabförmigen Holzstiften werden die verbliebenen, größeren Zwischenräume vorsichtig, unter Zuhilfenahme eines Hammers, weiter mit Holzstäben gestopft. Die gestopfte Kartusche soll leicht unter Spannung stehen, dergestalt, daß bei einer 180-GradDrehung kein Stab von selbst herausfällt. In den Abbildungen 47 und 48 sieht man durchnittlich dickere und von mehr ebenen Flächen begrenzte Stäbe. Zu empfehlen sind immer eine genügende Anzahl Holzstifte mit kleinen Querschnitten. Da diese allein noch keinen gelingenden Abbrand garantieren, wurden in der 2. Auflage markierte Dummystäbe (Abb. 49) eingeführt, welche nachträglich entfernt werden. Des weiteren gibt es nun eine neue, standardisierte Zündroutine (siehe Unterkapitel: „Regeln nur für Holzstifte, Langversion“). - 53 - Abbildung 47: Holzstifte in Kartusche, klemmend gepackt. - 54 - Abbildung 48: Holzstifte in Kartusche, klemmend gepackt. - 55 - Abbildung 49: fünf Dummystäbe zur Schaffung von Luftkanälen, Querschnitt ca. je 1 cm², zwecks Wiederverwendung farbig oder durch leichte Überlänge (dürfen nicht über den Rand der Kartusche hinausragen!) markiert. Abbildung 50: 100-mm-Meßschablone aus Verpackungstahl für die Herstellung 100 mm langer Holzstifte. - 56 - Abbildung 51: Gastronomiekonservendose, gleicher Durchmesser wie die Dose für den Öfchen-Container, Variante mit geringerer Höhe, kann mit zwei Fliesenstreifen (gegen Wegrollen) als Untersatz zum Ausbrennen der für den Bau des Öfchens benötigten Konservendosen verwendet werden. - 57 - Abbildung 52: Lötbrenner, zum Ausbrennen der Konservendosen, adaptiert, auf Asia- gaskartusche in Aktion. Abbildung 53: Lötbrenner zum Ausbrennen der Konservendosen mit Schraubanschluß. - 58 - Abbildung 54: Teure Baumarktgaskartusche mit Schraubanschluß. Abbildung 55: Preiswerte Asiagaskartusche mit Bajonettanschluß. - 59 - Abbildung 56: Lötbrenneranschlußadapter für Asiagaskartuschen. Abbildung 57: Lötbrenner-Asiagaskartuschenadapter, Unterseite. - 60 - Abbildung 58: Dosenöffner (https://en.wikipedia.org/wiki/P-38_can_opener), paßt in jeden Geldbeutel, schneidet sauber, und es kann aufgrund der minimalistischen Konstruktion wenig daran kaputtgehen. Man achte beim Kauf auf eine gekrümmte Klinge, die schneidet das Dosenblech komfortabler als eine gerade. - 61 - Abbildung 59: oben Gartenschere Scherprinzip, unten Gartenschere Amboßprinzip.

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4. Feuer

Abbildung 60: Flammenbilder Holzstifte.

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Abbildung 61: Flammenbilder Holzstifte.

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Abbildung 62: Flammenbilder Holzstifte.

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Abbildung 63: Flammenbilder Holzstifte.

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Abbildung 64: Oben: Flammenbild Holzpellets. Unten: Flammenbild mit Lücke.

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5. Holzkohlenkocher (optionales Zubehör)

Abbildung 65: Holzkohlenkocher für draußen. Das Kapselunterteil des Heizöfchens findet Verwendung. Basis: Eine Gastronomiekonservendose, welche ausgebrannt werden muß, Variante mit geringerer Höhe (wie Abb. 51). Innen die herkömmliche Kapsel mit einem zur Flunder verkürzten Kapseldeckel (Abb. 68 und 69).

Innerhalb der Kapsel eine Kartusche geringerer Höhe, zu zwei Dritteln gefüllt mit Holzkohle (Abb. 67 und 70). Auflagernd auf der großen Konservendose: Das Kocherständerkreuz aus V2A-Stahlstreifen (siehe auch Abb. 66). Es verhält sich tendenziell kippelig (ungefährlich!), da es aufgrund der vier Auflagerpunkte kein statisch stabiles System darstellt und die Teile so konstruiert sind, daß sie nicht biegend nachgeben.

Maßhaltige Herstellung sollte helfen, die apriorische Kippeligkeit beim Aufsetzen eines Kochtopfes lediglich minimal in Erscheinung treten zu lassen (Nachbessern leicht möglich, Perfektionismus wird indes vom Gott der Geometrie bestraft ;-).

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Abbildung 66: Optionales Zubehör, kein Bestandteil des Mini-Holzgasöfchens! V2AStahlblechstreifen, 1 mm stark, mit mittleren und seitlichen Einkerbungen als Ständerkreuz für einen Holzkohlenkocher für draußen mit Gastronomiekonservendose als Basis (Abb. 65).

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Abbildung 67: Das Kapselunterteil des Heizöfchens kann im Holzkohlenkocher verwendet werden. Innerhalb des Kapselunterteils, auf dem Ständerkreuz aufsitzend, eine abgeschnittene 75er-Dose als Holzkohlenkochkartusche (siehe auch Abb. 70 und 71). Der vertikale Abstand des oberen Kartuschenrands zum Ringblech des Kapseldeckels soll mindestens 20 mm betragen.

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Abbildung 68: Kapseldeckel mit 70-mm-Rundloch für den Holzkohlenkocher, gefertigt aus dem großen Stirnseitenblech einer ausgebrannten 100er-Dose, welches, platt, wie eine Flunder, komplett vom Dosenmantel getrennt wurde. Perspektive: Dose, Außenansicht. Diese Seite repräsentiert die Unterseite des Kapseldeckels. Die den äußeren Rand bildende, umlaufende Falz paßt perfekt auf die Kleinkreisstirnseitenöffnung („stapelbar-spezial“) des Kapselunterteils, welches wir sowohl für das Heizöfchen als auch für den Holzkohlenkocher verwenden können. Fertigungsschritte: 1. Ausbrennen der Dose im Bereich des großen Stirnseitenbleches und des anhängenden Mantelstreifens. 2. Entfernen des Abreißsteges auf der offenen Stirnkreisseite per Dosenöffner, sofern vorhanden. 3. Dose im Ausbrennbereich gründlich zweimal mit Seife und Schwämmchen auswaschen. 4. Dose sorgfältigst, zunächst mit Zellstofftuch, dann mit Heißluftfön abtrocknen. 5. Heraustrennen des kreisrunden Bleches für das zentrale 70-mm-Rundloch. 6. Umbördeln (Umformen und Plattdrücken) des Randes um das 70-mm-Rundloch. 7. Absägen des Mantels an der Falz des großen Stirnseitenbleches. 8. Sorgfältiges Entfernen der Mantelreste vom Stirnseitenblech per Schleifwerkzeug, um Verletzungsgefahr auszuschließen (Abb. 25 und 26).

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Abbildung 69: Kapseldeckel für den Holzkohlenkocher, hergestellt aus dem großen Stirnseitenblech einer ausgebrannten 100er-Dose, welches, platt, wie eine Flunder, komplett vom Dosenmantel getrennt wurde. Perspektive: Dose, Innenansicht. Diese Seite repräsentiert die Oberseite des Kapseldeckels. Da es sich um die Innenseite der Dose handelt, sehen wir den umgebördelten Rand des 70-mmRundloches. Fertigungsschritte: 1. Ausbrennen der Dose im Bereich des großen Stirnseitenbleches und des anhängenden Mantelstreifens. 2. Entfernen des Abreißsteges auf der offenen Stirnkreisseite per Dosenöffner, sofern vorhanden. 3. Dose im Ausbrennbereich gründlich zweimal mit Seife und Schwämmchen auswaschen. 4. Dose sorgfältigst, zunächst mit Zellstofftuch, dann mit Heißluftfön abtrocknen. 5. Heraustrennen des kreisrunden Bleches für das zentrale 70-mm-Rundloch. 6. Umbördeln (Umformen und Plattdrücken) des Randes um das 70-mm-Rundloch. 7. Absägen des Mantels an der Falz des großen Stirnseitenbleches. 8. Sorgfältiges Entfernen der Mantelreste vom Stirnseitenblech per Schleifwerkzeug, um Verletzungsgefahr auszuschließen (Abb. 25 und 26).

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Abbildung 70: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Holzkohlenkocher-Kartusche, dergestalt abgesägt, daß der vertikale Abstand des oberen Kartuschenrandes vom Ringblech des Kapseldeckels mindestens 20 mm beträgt. Hier zu zwei Dritteln mit Holzkohle befüllt. Fertigungsschritte: 1. Dose ausbrennen. 2. Eventuell vorhandene Abreißstege per Dosenöffner entfernen. 3. Dose gründlich zweimal mit Seife und Schwämmchen auswaschen. 4. Dose sorgfältigst trocknen, erst per Zellstofftuch, dann mit einem Heißluftfön. 5. Geometrisch regelmäßiges Perforieren des Kartuschenbodens. Hierbei muß ein Kompromiß zwischen möglichst großem Luftdurchlaß und Stabilität des resultierenden Holzkohlenrostes gefunden werden. Ich habe für das Lochen einen Nagel des Durchmessers 3,2 mm (ausgemessen mit einer Schieblehre) verwendet. 6. Maßhaltig absägen, sich hierbei der Sicken / der Verprägung des Mantels bedienen. 7. Entgraten (Abb. 25 und 26).

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Abbildung 71: 75er-Dose (75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe), stapelbar oder nicht-stapelbar, ausgebrannt, als Holzkohlenkocher-Kartusche, dergestalt abgesägt, daß der vertikale Abstand des oberen Kartuschenrandes vom Ringblech des Kapseldeckels mindestens 20 mm beträgt. Kartuschenboden perforiert für maximale Lufzufuhr. Fertigungsschritte: 1. Dose ausbrennen. 2. Eventuell vorhandene Abreißstege per Dosenöffner entfernen. 3. Dose gründlich zweimal mit Seife und Schwämmchen auswaschen. 4. Dose sorgfältigst trocknen, erst per Zellstofftuch, dann mit einem Heißluftfön. 5. Geometrisch regelmäßiges Perforieren des Kartuschenbodens. Hierbei muß ein Kompromiß zwischen möglichst großem Luftdurchlaß und Stabilität des resultierenden Holzkohlenrostes gefunden werden. Ich habe für das Lochen einen Nagel des Durchmessers 3,2 mm (ausgemessen mit einer Schieblehre) verwendet. 6. Maßhaltig absägen, sich hierbei der Sicken / der Verprägung des Mantels bedienen. 7. Entgraten (Abb. 25 und 26).

4. Bauanleitung

Euro-Konservendosen

Freud und Leid mit der Norm

Es finden sich in der Europäischen Union für die Langzeitaufbewahrung von Lebensmitteln zylinderförmige, genormte Konservendosen als handelsübliche Massenprodukte. Die weitgehende Normung der marktgängigen Konservendosen erwies sich für die Entwicklung des Mini-Holzvergaseröfchens als ideal. Meines Wissens gibt es diesen Normungsgrad in den USA z.B. nicht. Normung und stapelbare Dosenvarianten verwandeln die europäische Konservenlandschaft in einen Öfchensteckbaukasten für den schnellen Prototypenbau. Die Entwicklung der hier behandelten Holzheizung wurde hierdurch erst möglich. Was den Prototypenbau begünstigte, wird für die Massenproduktion zum Hindernis: Die Bleche zur Herstellung der Dosen werden bereits lackiert angeliefert. Daher müssen alle für ein Öfchen benötigten Dosen von Hand ausgebrannt werden. Wer will schon das unternehmerische Risiko eingehen, für einen Öfchenkleinserientest eine Fertigungsstraße in einem Großbetrieb umzustellen? So bleibt das minimalistische Öfchenkonzept das Thema dieses Bastelbuches für interessierte Heimwerker. Die wichtigsten Dosenkategorien Es gibt stapelbare und nicht stapelbare Konservendosen. Die Durchmesser der gegenüberliegenden kreisförmigen Stirnseiten sind bei nicht stapelbaren Konservendosen gleich groß, bei stapelbaren hingegen weichen die Durchmesser leicht voneinander ab. Blechteile aus stapelbaren Dosen lassen sich, einem Baukastensystem gleich, zusammenstecken. Neben dem Aspekt der Stapelbarkeit gibt es einerseits Dosen zum Aufreißen mit Pullring und Perforation und andererseits herkömmliche, für welche man einen Dosenöffner benötigt. Es gibt stapelbare Aufreißkonservendosen, welche man an der kreisförmigen Stirnseite mit dem großen Durchmesser (Großkreisabreißdeckel) und solche, welche man an der Stirnseite mit dem kleinen Durchmesser (Kleinkreisabreißdeckel) mittels Pullrings und Perforation öffnen kann. 100er-Konservendosen Stapelbare 100er-Dosen (100 mm Durchmesser, 119 mm hoch, Abb. 3, 4, 5 und 6) gibt es in zwei aufreißbaren Ausführungen. Für das Öfchen selbst können wir davon nur diejenige mit Kleinkreisabreißdeckel (seltene Bauvariante, preiswert in levantinischen Supermärkten auffindbar) gebrauchen, da die Stirnseiten mit dem großen Kreis, welche die zentralen Rundöffnungen von 60 bzw. 70 mm Durchmesser erhalten, belastbar sein sollen, was aufgrund der Perforation für die Abreißdeckel nicht ausreichend gegeben ist. Die 100er-Kleinkreisabreißdeckeldosen fallen aus dem fertigungstechnisch naheliegenden Grund relativen Platzmangels, erfahrungsgemäß regelmäßig nicht “stapelbar-spezial”-konform (Abb. 3, 4 und 5) aus. Auf Nicht-“stapelbar-spezial”-Dosen paßt der Kapseldeckel nicht, der Durchmesser der Kleinkreisstirnseite ist hier zu groß. Der Kapseldeckel muß sich mit geringem Widerstand an der Kleinkreisstirnseite des Kapselunterteils aufstecken und abnehmen lassen und dabei dicht schließen. Von einer Aufweitung des Kapseldeckels qua Umformung rate ich aus Gründen der Stabilität ausdrücklich ab. Eine Dose mit Kleinkreisabreißdeckel kann entweder für den Kapseldeckel oder für das erste Kaminsegment verwendet werden. Für den Kapseldeckel genügt sogar eine nicht-

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stapelbare 100er-Dose. An einen Kapseldeckel wird nur die Anforderung gestellt, daß die Stirnseite mit dem zentralen 70er-Rundloch einen großen Kreis aufweisen muß, damit dort hernach das erste Kaminsegment mit der offenen Kleinkreisseite nach unten einen sicheren Stand erhält. Nur das Exemplar für das Kapselunterteil muß dem “stapelbar-spezial”-Kriterium genügen. Diese (ebenfalls selten gewordene) Variante findet man bei bestimmten Herstellern nicht ganz preiswerter Markenkonserven als stapelbare Dosen ohne Abreißdeckel, welche zum Öffnen ein separates Werkzeug benötigen. “Stapelbar-spezial”-Dosen können auch für Kapseldeckel und erstes Kaminsegment verwendet werden. Eine stapelbare Dose mit Großkreisabreißdeckel, die z.Zt. verbreitetste Version, können wir lediglich für die Holzstift-Ethanoltunke gebrauchen. 75er-Konservendosen 75 mm Durchmesser, ca. 108 mm Höhe (Abb. 14, 37 und 38). 2022 waren mir nach dem Ausbrennen mehrerer Exemplare solche unterschiedlicher Höhe aufgefallen. Beim neuerlichen Vergleich vieler nicht ausgebrannter 75er-Dosen konnte ich keine wesentlichen Höhenunterschiede feststellen. Sollten sich spezielle Exemplare beim Ausbrennen irreversibel in der Mantelhöhe ausdehnen? Die Erwähnung des Problems ist insofern wichtig, als der vertikale Abstand zwischen Kartuschenoberkante und dem Stirnkreisblech des Kapseldeckels mindestens 20 mm betragen sollte. Drei Millimeter Abweichung wirken sich schon auf die Mischungsverhältnisse des Holzgases aus. Wird der Abstand kleiner als 20 mm, besteht die Gefahr zu fetten Gemisches (Rauchgeruch). 111 mm Höhe würde ich schon als Überschreitung der Toleranzgrenze werten. Kürzen des Mantels empfehle ich nicht, weil der durch Falz verstärkte obere Kartuschenrand einen soliden Angriffsring für die Entnahme der heißen Kartusche bietet. Ein etwas höherer Kapseldeckel löst das Problem. Im Zweifel einfach ausprobieren! Futuristische Konservendosen Neuerdings gibt es Konservendosen (gesehen bei 75er-Dosen), in denen der Boden kein eingefalztes rundes Stirnblech darstellt, sondern eine Wanne, welche mit dem Zylindermantel eine Einheit bildet, ein Konstruktionsprinzip, wie wir es beispielsweise von Kochtöpfen kennen. Ob diese Variante fertigungstechnisch durch Tiefziehen oder durch Schweißen umgesetzt wird, ist mir nicht bekannt. Diese Art Dosen können wir für die Kartuschen verwenden, nicht aber für das zweite Kaminsegment. Welche Konservendosen werden benötigt? Neben vier 100er-Dosen für Kapsel (Deckel und Unterteil), erstes Kaminsegment und Holzstift-Ethanoltunke brauchen wir vier 75er-Dosen für drei Kartuschen und zweites Kaminsegment. Letzteres benötigt ein Exemplar mit zwei gefalzten Stirnseiten, der Stabilität halber. Beim zweiten Kaminsegment soll die kleine Stirnseite nach oben zeigen, falls die verwendete 75er-Dose stapelbar ist. Bei den Kartuschen soll hingegen die große Stirnseite oben liegen. Sofern stapelbar, werden die gefüllten 75er-Dosen auf der großen und die gefüllten 100er-Dosen auf der kleinen Stirnseite geöffnet. Bei den 75er-Dosen eignen sich nicht stapelbare sogar besser. Eine große Gastronomiekonservendose (Höhe ca. 238 mm, Durchmesser ca. 155 mm, mir sind davon nur nicht-stapelbare begegnet) für den Öfchencontainer. Als Untersatz zum Ausbrennen der Dosen (Abb. 51) und für den Container des Holzkohlenkochers für draußen (Abb. 65) kann man die kleinere Version der Gastronomiekonservendosen (Höhe ca. 151,5 mm, Durchmesser ca. 155 mm) verwenden. Für die Ethanoltunke für Holzstifte genügt eine 100er-Dose mit Großkreisabreißdeckel (die gängigste Variante), welche nicht ausgebrannt wird.

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Abbrennen der Lackschichten

Arbeitsreihenfolge

Nach dem Aufreißen einer Dose mit aufreißbarem Deckel verbleibt ein ringförmiger, auf dem Dosenmantel innen senkrecht stehender, schmaler Steg. Letzterer und der Boden des zweiten Kaminsegments sollten erst nach dem Abbrennen mittels Dosenöffner entfernt werden. Die Dosen können sich durch die Feuerbehandlung verziehen. Die kreisrunden Stege und Böden verhindern eine Verformung durch Hitzeeinwirkung. Anwendung des Lötbrenners Siehe Abb. 52 bis 57. Weil wir beim Betrieb des Holzgasöfchens für drinnen keine Lackdämpfe einatmen möchten, brennen wir alle für den Bau des Gerätes benötigten Konservendosen aus. Das Ausbrennen der Dosen sollte im Freien, mindestens aber bei guter Belüftung, erfolgen. Zum Ausbrennen eines kompletten Öfchendosensets sollte man sich drei Stunden Zeit nehmen. Der Lötbrenner wird per Feuerzeug gezündet. Da wir während der Stunden dieses Arbeitsschrittes den Brenner immer wieder abdrehen und erneut zünden, empfiehlt es sich, sich eine Zündroutine anzukonditionieren, welche ausschließt, daß man sich beim Zünden des Gases aus Unachtsamkeit die Finger verbrennt. Als „Arbeitstisch“, zwecks Ergonomie und Arbeitsschutz, können wir die gleiche Art Gastronomiekonservendose verwenden, die wir ohnehin für den Container benötigen. Es genügt aber auch eine solche gleichen Durchmessers und geringerer Mantelhöhe (Abb. 51). Auf die geschlossene Stirnseite legen wir zum Rand hin parallel gegenüberliegend zwei Fliesenstreifen von der Fläche 30×70 mm (aus Bodenfliesen, weil dicker als Wandfliesen!), damit die auszubrennenden Dosen nicht herunterrollen. Mit einer Wasserpumpenzange lassen sich die heißen Dosen drehen, während wir streifenweise von außen jeden Quadratzentimeter Blechs für einige Sekunden zur Rotglut bringen. Dadurch verbrennen sowohl die Außen- als auch die Innenlackschicht. Vor allem an den beiden gegenüberliegenden, umlaufenden Falzkanten, wo der Dosenmantel mit den kreisförmigen Stirnblechen verbunden ist (war), ist besondere Sorgfalt beim Ausbrennen vonnöten, da hier mehrere Schichten gefalteten Bleches Wulste ausbilden, was auch mehrere Schichten Lack bedeutet. Folgearbeiten Nach dem Abbrennen und vor dem sorgfältigen Waschen mit warmem Wasser, Seife und Spülschwämmchen mit rauher Seite, müssen die nun nicht mehr benötigten ringförmigen Stege der Abreißdeckelkonservendosen wegen Verletzungsgefahr per Dosenöffner herausgeschnitten werden (Arbeitsschutz!). Herkömmliche, mit Dosenöffner zu öffnende, Dosen neigen beim Abbrennen zur Verformung des Rundmantels zur offenen Stirnseite hin und müssen dementsprechend nach Waschen und Trocknen wieder rund gebogen werden. Es empfiehlt sich für alle Werkstücke innen sogar zweimaliges Auswaschen. Die Dosen müssen erst mit Zellstofftüchern und und dann mit einem Heißluftfön penibel abgetrocknet werden, sonst hat man garantiert schon den ersten Rost am neu gebauten Gerät. Ansonsten kommt Rost bei unserem Holzgasöfchen nicht vor, wenn es trocken gehalten und trocken gelagert wird. Sollte doch einmal Flugrost entstanden sein, hilft ein Abwienern mit einem mit leinölgetränkten Tuch oder Küchenzellstoff. Überschüssiges Leinöl aufsaugen/abwischen! Auch prophylaktische Leinölbehandlung vor Einlagerung ist nicht verkehrt. Der erste Öfchenbetrieb nach Leinölbehandlung und Lagerung sollte im Freien auf Balkon oder Terasse stattfinden, damit sich die erhitzte Leinölschicht verflüchtigen kann. Es gibt im Handel auf Phosphorsäure basierende Rostumwandler, welche eine lackartige, schwarzbraune Grundierung für weitere Anstri-

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che ausbilden. Die Anwendung dieser Chemikalie ist zur Entfernung von Roststellen am Öfchen durchaus nützlich. Da diese Schicht bei Hitzeeinwirkung mit sehr unangenehmem Gestank ausgast, muß sie, mindestens in hitzeexponierten Bereichen, nach vollständiger Trocknung, wiederum per Lötbrenner abgebrannt werden. Sonstige Lackierungen sind bei allen Teilen des Holzgasöfchens für drinnen verboten! Wenn ein Teil einmal wegrostet, (was am ehesten bei Kartuschen zu erwarten ist) sollte es neu hergestellt und ausgetauscht werden. Im übrigen ist es sinnvoll und angeraten, auszubrennende, lackierte Neukonservendosen, welche lagerungsbedingt Roststellen aufweisen, vor dem Ausbrennen mit Rostumwandler auf Phosphorsäurebasis zu behandeln. 60- und 70-mm-Rundlöcher für 100er-Dosen Um eine für Handarbeit sinnvolle Fertigungstoleranz zu nennen, bin ich der Ansicht, daß eher 61/71 mm als 59/69 mm zu einem guten Ergebnis führen. Wer den Durchmesser des Kapseldeckelblechringes aus experimenteller Neugier weiter aufweiten möchte, darf mich gerne über seine Erfahrungen unterrichten. Es ist jedoch klar, daß es, wenn Verbrennung sauber gelingen soll, um strömungsmechanische Optima geht, deren Bereiche bei Verschieben von Grenzen innerhalb der Konstruktion irgendwann verlassen werden. Siehe Abb. 17. Die Stirnseiten der Dosen sind stabilitätshalber profiliert. Meist findet sich eine Profilsenke im Bereich von etwas weniger als 60/70 mm Durchmesser, welche visuell einen Kreis für die Perforation markiert. Durch das Umbördeln der Trennkante im nächsten Arbeitsschritt erfährt das zentrale Rundloch eine Aufweitung. Man nehme ein Taschenmesser mit Feststellklinge und perforiere vorsichtig einen Kreis mit vielen kleinen an der Kreislinie ausgerichteten Löchern. Meist braucht man keinen Hammer. Der Handballen tut es auch. Die Perforation sollte ein wenig feiner geraten als auf dem Foto dargestellt. Als nächstes durchtrennt man die verbleibenden Stege mit einem mittelgroßen Schraubenzieher, ebenfalls mit dem Handballen klopfend, immer abwechselnd gegenüberliegende Seiten, denn das ausgeschnittene Kreisblech soll erst ganz am Schluß nach unten abklappen. Diese Vorgehensweise vereinfacht die Arbeit. Siehe Abb. 18 und 19. Die durch das Ausschneiden entstandene, kreisförmige Innenkante des horizontalen Stirnbleches wird langsam, gleichmäßig, geduldig und gefühlvoll vom Kreiszentrum nach außen zum Mantel eines flachen Kegelstumpfes umgeformt, welcher vertikal in das Doseninnere hinein ragt. So lange, bis imaginierte Ameisen, welche innerhalb der Dose auf dem Stirnseitenblech spazierenlaufen, am Lochrand eine Berliner Mauer erblicken, welche sich ihnen zuneigt und sich vor ihnen verbeugt. Weißblech ist duktil, weich und eignet sich sehr gut zum Umformen. Es läßt sich kneten, wie ein Kaugummi. Kreisförmige Bewegungen unter leichtem Druck mit dem Griff einer Chrom-Vanadium-Wasserpumpenzange sind hierbei zielführend. Als Nächstes wollen wir den imaginären Ameisen einen Anlass geben, den Fall der Berliner Mauer zu feiern. Mit der Wasserpumpenzange flachen wir den durch Umformen entstandenen Rand, der bereits um weniger als 90 Grad zum kreisförmigen Frontblech geneigt ist, rundherum auf null Grad ab (Abb. 20 und 21). Abb. 22 und 23 zeigen die Ergebnisse von außen. Anmerkung: Das Absägen des Kapseldeckels erfolgt nach der Herstellung des 70erRundloches.

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Kapseldeckel, Höhe anpassen

Siehe Abb. 5 und 23 bis 26. Der vertikale Mindestabstand zwischen dem oberen Rand der Kartusche und dem mit 70-mm-Rundloch versehenen Stirnblech des Kapseldeckels beträgt 20 mm. Im Kapitel „Euro-Konservendosen“ habe ich im Abschnitt „75er-Konservendosen“ das Problem manchmal unterschiedlicher Höhen dieser Dosenart behandelt. Die Höhe des inneren Ständerkreuzes, welches am Boden der Kapsel aufliegt, und auf welchem die Kartusche zu stehen kommt, beträgt 16 mm und ist eine die Höhe des Kapseldeckels mitbestimmende Variable. Ich habe mit Kapseldeckelmantelhöhen zwischen 38,5 und 42 mm gearbeitet. Durch die Wellentäler der Sickenverprägung des Mantels einer 100er-Dose, in welchen die Kürzung per Metallsäge unterstützt und empfohlen wird, haben wir eine diskrete Stufung in den je individueller Hersteller-Fertigungsvariante möglichen Mantelhöhen. Wie anhand Abb. 24 leicht abzuzählen ist, habe ich den Deckel in der fünften Rille ab Stirnblech abgesägt. Es ist damit zu rechnen, daß an Konservendosen verschiedener Hersteller die stabilisierenden Rillen in unterschiedlichen Höhen beginnen. Daher immer nachmessen: Mit den genannten 42 mm habe ich eine Toleranz von 8 mm eingebaut. Das ist schon fast eine Übertreibung. Fällt der Zylindermantel des Kapseldeckels zu kurz / zu niedrig aus, bekommen die Rauchgase des Kartuschenschwelbrandes qua resultierendem Strömungsgleichgewicht zu wenig vorgewärmte Sekundärluft aus dem Ringkanal zwischen Kartusche und Kapsel, d.h., das Gasgemisch wird zu fett. Der Holzvergaser riecht dann, vor allem bei Holzstiftbetrieb (Benchmark!), phasenweise rauchig und es wird Energie verschenkt. Der Kapseldeckel soll aber auch nicht viel zu hoch ausfallen, da sein gelochtes Stirnblech seine Umlenkund Verwirbelungswirkung auf die Sekundärluft aus dem Ringkanal entfalten soll. Der Leser hat jetzt einen Überblick über die Problemlage und findet die für ihn ideale Kapseldeckelhöhe durch Ausprobieren. Die stabilisierenden Rillen (Sicken, Verprägung) stellen, wie bereits erwähnt, eine Hilfe beim Trennen mit der Metallsäge dar. Das Blech ist hauchdünn. Die Metallsäge nur ziehend bewegen und nach jedem Zug wieder neu ansetzen, wobei die Zähnchen des Sägeblattes in Zugrichtung zeigen. Dose beim Sägen auf ein zusammengelegtes Handtuch oder auf einen Stapel Zeitungen legen. Nach je einem Sägezug die Dose leicht weiterdrehen. Vorsichtig, langsam und mit Bedacht sägen. Wenn die ersten Durchbrüche erfolgen, noch vorsichtiger und noch langsamer sägen. Die Anwendung der Säge darf nicht dazu führen, daß der Kapseldeckel an der Sägekante einbeult oder sonstwie beschädigt wird. Nach dem Absägen sind beide Sägekanten voller scharfer Grate (Abb. 25 und 26). Das Blech, schätzungsweise 0,3 mm dick, ist für sich genommen schon messerscharf. Nun legen wir feines, teures Profi-Sandpapier auf eine ganz ebene, waagerechte Fläche, stellen den soeben abgesägten Kapseldeckel mit der kreisrunden Sägekante darauf und drehen ihn mehrmals unter leichtem, gleichmäßigem Druck, um auf diese Weise das Werkstück zu entgraten. Sind die gröbsten Grate auf diese Weise entfernt, erfolgt die Feinarbeit ebenfalls mit dieser Qualität Sandpapier, wobei wir dieses von Hand über die Trennkante bewegen, solange, bis Fingerprobe auf dem gesamten Rund Ungefährlichkeit signalisiert. Da wir für den Kapselunterteil eine 100er-Dose des Typs “Stapelbar-spezial” gewählt haben, läßt sich der Kapseldeckel mit leichtem Widerstand auf den Unterteil der Kapsel aufstecken. Es genügt, wenn er lose aufsitzt. Er soll keinesfalls festklemmen! - 79 - Doppeltes Ständerkreuz, komplizierte Version Siehe Abb. 6 bis 9. Für das Anbringen des doppelten Ständerkreuzes am Kapselunterteil benötigen wir einen Seitenschneider und ein Set aus verschiedenen Zangen. Das Anbringen der Klammern ist Fummelarbeit, welche natürlich bei Wiederholung leichter von der Hand geht. Anfertigung der Stahlstreifen. Die Stahlstreifen können aus 0,5 mm starkem Verpackungsstahlband, aus 0,5 mm dickem V2A-Stahl oder aus 1 mm dickem, billigem Baustahl hergestellt werden. Die übrigen Maße finden sich in Abb. 9. Die Löcher sollten sorgfältig angezeichnet und angekörnt werden. Bohrer von 2,5 mm Durchmesser haben sich bewährt. Zum Bohren von V2A-Stahl werden kobaltlegierte Bohrer benötigt. Je ein Tropfen Nähmaschinen-, Silikon- oder Kriechöl pro Bohrung zur Kühlung verlängert die Standzeit der Bohrer. Um Arbeitssicherheit zu gewährleisten, sollten die Stahlstreifen zum Bohren mit einer Spannvorrichtung an einer Holzplatte fixiert werden. Jeder Stahlstreifen wird dann am Mittelloch mittels Schraubstock und Hammer zu einem rechten Winkel gebogen. An den 96er-Winkeln für das obere Ständerkreuz werden an den äußeren 6er-Löchern insgesamt vier Wendeln aus 1,4 mm starkem, verzinktem Stahldraht angebracht, welche die Kartuschenstopper darstellen (Abb. 8). Verbinden und Versenken der beiden oberen Winkel. Die Verkettung der beiden 96er-Winkel für das obere Ständerkreuz (Abb. 8) erfolgt noch außerhalb des Kapselunterteils. Man verbinde diese beiden Winkel fest sitzend mit einer Drahtklammer (1,4 mm Stärke) durch die beiden Mittellöcher. Die Drahtklammer soll einen elliptischen Ring bilden, und zwar auf der Oberseite, wo die Kartuschenstopper aufragen (Abb. 7). Auf dem Foto der Untenansicht von Kapsel und unterem Ständerkreuz (Abb. 6) sehen Sie die Klammer, welche die beiden 140er-Winkel an den beiden Mittellöchern verbindet. Das Verhaken an den Mittellöchern erfolgt bei oberem und unterem Ständerkreuz genau seitenverkehrt. In Richtung der Kartuschenstopper soll kein Stück Draht dieser Verbindung nach oben hinausragen, weil die Kartusche satt auf dem oberen Ständerkreuz aufsitzen soll. Als Nächstes versenkt man das obere Ständerkreuz aus den zentral verbundenen beiden 96er-Winkeln von oben her in das Kapselunterteil, bis es auf dem Boden mit dem 60er-Rundloch aufsitzt. Die Stopper aus Drahtwendeln zeigen hierbei nach oben. Im Kapselunterteil stellen das 60er-Rundloch die untere Lufteinlaßöffnung und das Stirnseitenringblech den Boden dar. Verbinden von oberem und unterem Ständerkreuz. Zunächst Verbindung eines 96erWinkels (Kapselunterteil innen, oben) mit einem 140er-Winkel (Kapselunterteil außen, unten) über je zwei korrespondierende 20er-Löcher (die Bohrungen, welche wir 20 mm vom Mittelpunkt entfernt angebracht haben). Oberer und unterer Winkel werden dabei um 90 Grad gegeneinander versetzt! Oberes und unteres Ständerkreuz müssen um 90 Grad radial verdreht eingebaut werden, sonst schlackern die Winkel, welche bewußt wackelig und mit Spiel konstruiert wurden, schließlich radial um 90 Grad. Wenn wir obere und untere Winkel um 90 Grad gegeneinander radial versetzen, eliminieren wir diesen Bewegungsfreiheitsgrad. Die Verbindung von oberem und unterem Ständerkreuz erfolgt über Klammern aus Draht von 1,4 mm Stärke. Jede Klammer wird zuvor nach Augenmaß in Form einer u-förmigen, wenngleich auch rechtwinkligen Bürohefterklammer mit einem Mittelschenkel und zwei Außenschenkeln (Mittelschenkel-Länge ca. 17 oder 18 mm) zurechtgebogen. Man winkelt nun einen Außenschenkel dieser „Bürohefterklammer“ 45 Grad ein, der gegenüberliegende Außenschenkel bleibt auf 90 Grad. - 80 - Die 45-Grad-Seite der „Bürohefterklammer“ stellt einen Haken dar, welchen man nun in ein in der Kapsel befindliches 20er-Loch des kleinen, oberen Ständerkreuzes einhängt. 45 Grad kann man einigermaßen bequem mit einer Spitzzange auf Null Grad umbiegen. Zum Inneren der Kapsel hin muß man sich mehr die Finger verbiegen, weil das 60er Loch im Wege steht, weswegen wir mit dem Einhaken am oberen Ständerkreuz beginnen. Der zweite Außenschenkel der „Bürohefterklammer“ muß zunächst auf 90 Grad bleiben, sonst bekommt man ihn nicht in das korrespondierende 20er-Loch des unteren Ständerkreuzes eingeklipst. Den 90-Grad-Schenkel der Klammer nach Einklipsen von 90 auf 45 und schließlich auf Null Grad umzubiegen, realisiert sich von der bequemer zugänglichen Außenseite der Kapsel her einfacher. Überschüssige Längen der Klammeraußenschenkel werden mittels Seitenschneider abgeknipst. Ist die erste Klammer angebracht, werden in gleicher Weise die verbleibenden drei 20er-Lochpaare miteinander verbunden. Schließlich erfolgt die Verhakung der beiden unteren 140er-Winkel über die Mittellöcher per Stahlklammer (analog dem ersten Schritt: Verkettung der Winkel des oberen Ständerkreuzes). Die beiden Ständerkreuze dürfen etwas Spiel haben. Fallen sie zu wackelig aus, muß nachgebessert werden. Konstruktionsbedingt bilden die beiden Ständerkreuze zwei sehr flache Trichter, ähnlich einer Sanduhr. Das ist gewünscht. Doppeltes Ständerkreuz, einfache Version Siehe Abb. 8 und 10 bis 13. Die einfache Version war der Vorgänger der komplizierten. Ich hatte erstere zunächst verworfen, weil hier das doppelte Ständerkreuz kollabiert, wenn sich die Klemmverbindung von selbst löst. Mittlerweile habe ich das Problem behoben, wie im Folgenden beschrieben. Sowohl bei den 96er- als auch bei den 140erStahlstreifen wird auf die 20 mm von der Zentralbohrung gelegenen Löcher verzichtet (Abb. 9). Wie bei der komplizierten Version wird jeder Streifen am Zentralloch rechtwinklig umgebogen. An den kleinen Winkeln werden die Kartuschenstopper an den 6 mm von den Enden vorgesehenen Bohrungen angebracht. Alle vier Winkel werden mittels einer Schlaufe 1,4 mm dicken Drahts verbunden. Die Schlaufe wird auf der Außenseite des Kapselbodens durch Verdrillen per Flachzange gespannt, bis alle vier Winkel mittels Klemmverbindung ein stabiles, rechtwinkliges Doppelständerkreuz bilden. Es verbleibt nun aber für die beiden Winkel des unteren Ständerkreuzes der Freiheitsgrad einer 90-Grad-Drehung gegeneinander um die vertikale Zentralachse. Durch vorsichtiges Links- und Rechtsdrehen dieser beiden Winkel gegeneinander findet man heraus, welche Schenkel aufeinander zu und welche voneinander weg streben. Die beiden voneinander weg strebenden Schenkel erhalten nun zur Fixierung der Rechtwinkligkeit nachträglich je eine Bohrung (Abstand von der Zentralbohrung ca. 40 mm), durch welche ein Drahtbügel (1,4 mm dick) geführt und durch Haken (Umbiegen) befestigt wird. Der Drahtbügel wird leicht auf Zug beansprucht. Um die beiden Bohrungen für den Drahtbügel pragmatischerweise nachträglich anzubringen, ohne die Drahtschlaufe zu entspannen, benötigt man einen kubischen Holzklotz als Unterlage. Auch für diese neuen Bohrungen empfiehlt sich ein vorheriges Ankörnen. Die Ausrichtung der oberen Winkel (innerhalb der Kapsel) nach den unteren, einschließlich der Justierung ihrer Rechtwinkligkeit, wird einmal von Hand vorgenommen und ist danach allein durch die Klemmverbindung hinreichend fixiert. Auch die Herstellung der einfachen Variante des doppelten Ständerkreuzes erfordert Geduld, Fingerfertigkeit und Übung.

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Verwendung und Problembehebung

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Regeln für Holzpellets UND Holzstifte

Regeln für Holzpellets UND Holzstifte


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